„1968 – Ost – West — Deutsch-deutsche Kultur-Geschichten“ – das ist der Titel eines im Dezember 2021 erschienenen Sammelbandes mit Aufsätzen zu den Ereignissen im Jahr 1968, herausgegeben von Carsten Gansel und Janine Ludwig. Zu den Autoren gehören unter anderem Daniela Dahn, Hauke Ritz, Lothar Schneider und Sabine Egger. Ein Beitrag stammt von mir.
Ausgangspunkt für das Buch waren die „Hans Werner Richter Literaturtage“ im November 2018 in Bansin, die sich mit den Vorgängen in Ost und West 30 Jahre zuvor auseinandersetzten und diese vor allem aus literaturwissenschaftlicher Sicht betrachteten. Ich war damals dazu eingeladen, aufgrund meiner Artikel zu „Prag ’68“ über die Sicht des Ostens auf die Vorgänge um den „Prager Frühling“ zu sprechen. Daraus ist mein Beitrag für das nun erschienene Buch entstanden.
Mein Ansatz ist es, andere Perspektiven auf den „Prager Frühling“ 1968 zu zeigen. Ich habe dazu mit verschiedenen Menschen gesprochen, mit Zeitzeugen, Beteiligten und Historikern aus Ost und West, sowie eine Reihe der Fachliteratur zum Thema gelesen. Daraus ist eine Reihe von Beiträgen entstanden, die bei „Sputniknews“ veröffentlicht wurden. Als Journalist bin ich nicht der, der bewertet, auch wenn ich manchmal eine Wertung abgebe. Ich bin der, der wiedergibt, der Transporteur der Information.
Die allgemeine Erzählung über „1968 im Osten“ erklärt, sowjetische Panzer haben am 21. August 1968 den „Prager Frühling“ und den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ niedergewalzt. Schuld daran haben danach Moskau und Ost-Berlin sowie die anderen beteiligten realsozialistischen Staaten. Meine Gegenthese ist: So einfach war und ist es nicht. Auch hier gilt, was Volker Braun feststellte: „Es genügt nicht die einfache Wahrheit“. Was aber gehört zu diesen nichteinfachen Wahrheiten? In den 1960er Jahren wurden im Osten Antworten auf die gleichen Fragen wie im Westen gesucht, aber unter anderen Bedingungen. Zu den grundlegenden Rahmenbedingungen zählte die System-Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus, samt aufeinander gerichteten Atomwaffen. Aus meiner Sicht scheiterten die Reformversuche in der ČSSR, der sogenannte „Prager Frühling“, an inneren und äußeren Ursachen bzw. Faktoren. Die sowjetischen und anderen Panzer und Soldaten waren gewissermaßen nur das „ausführende Organ“.
1968 als globales Ereignis
Um das zu verstehen, sind andere Perspektiven hilfreich, als sie im sog. Mainstream zum Thema zu finden sind. Eine solche Perspektive bietet der Berliner Historiker Stefan Bollinger[1]. Aus seiner Sicht war „1968“ ein globales Ereignis, das sich über zwei Jahrzehnte erstreckte und bis 1989 wirkte – mit dem Vietnamkrieg, den Studentenunruhen in Paris und dem niedergeschlagenen „Prager Frühling“. „Gemeinsam war ihnen – auch wenn das erst auf den zweiten Blick erkennbar wird: Die Welt trat zu Beginn des Jahrzehnts, natürlich mit Vorläufern, in eine Technologierevolution, oder, wie es im Ostblock hieß, […] in eine wissenschaftlich-technische Revolution ein.“[2] So wurde auf beiden Seiten nach Antworten gesucht. Ein Versuch einer Antwort im Osten kam aus der ČSSR. Es handelt sich um den sog. „Richta-Report“[3], erarbeitet von einem Team um den Sozialwissenschaftler Radovan Richta. In der deutschen Ausgabe trägt die Studie den schlicht erscheinenden Titel „Politische Ökonomie des 20. Jahrhunderts“.
Es geht darin um die gesamten Fragen der technologischen und der industriellen Entwicklung sowie um die Frage, welche gesellschaftlichen und individuellen Folgen daraus erwachsen. So wurden u. a. Vorschläge gemacht, wie die entstehenden Probleme gelöst werden könnten. Dazu gehörten folgende Erkenntnisse: Neue Technologien erfordern neue wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Strukturen und Formen. Außerdem gewinne die Bildung eine immer größere Rolle. Das hat sich anhand der westlichen Ereignisse von 1968 gezeigt, die von den Studenten bestimmt wurden. Anfang der 1970er Jahre erschien ebenfalls auf Deutsch ein zweiter Band auf der Grundlage einer Tagung im April 1968 unter dem Titel „Technischer Fortschritt und industrielle Gesellschaft“[4]. Zu den damaligen Erkenntnissen im Osten, auch in der DDR, zählte, dass Veränderungen notwendig seien. Als ebenso notwendig wurde darüber hinaus der Abschied von Zentralismus und dirigistischer Planwirtschaft angesehen.
Unterschiedliche Wege
Stefan Bollinger[5] stellt fest, dass Ost-Berlin und Prag bei dem Versuch, die neuen Erkenntnisse umzusetzen, unterschiedliche Wege beschritten. In der ČSSR wurde seit Januar 1968 auch das bisherige politische System infrage gestellt, wohingegen in der DDR die Suche nach vor allem ökonomischen Veränderungen dominierte. Dazu wurde das Neue Ökonomische System (NÖS) in Kraft gesetzt – aber später wieder, u. a. auf Druck aus Moskau, beendet. Laut Bollinger war die DDR-Partei- und Staatsführung unter Walter Ulbricht sehr an dem „Richta-Report“ interessiert, was mir Zeitzeugen bestätigt haben. In der ČSSR habe der politische Apparat nicht mitgezogen und „auch die Arbeiter waren oft keineswegs begeistert, wenn nun ihre eigene Leistung oder Leistungszurückhaltung zum ausschlaggebenden Maßstab werden sollte. Wer konnte jetzt noch korrigieren, um soziale Belange zu berücksichtigen und Konflikte zu vermeiden?“
Vor allem die Intelligenz der ČSSR wollte bei den Reformen über die realsozialistischen Vorgaben hinausgehen. Einer der Protagonisten des östlichen „1968“, der Wirtschaftsreformer Ota Šik, sagte im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ im November 1990[6] rückblickend: „Wir, der Kern der ökonomischen Reformer, versuchten in Prag damals eben nicht den Kommunismus zu reformieren. Unser eigentliches Ziel war es, ihn abzuschaffen und ein neues System aufzubauen.“ So beschreibt Bollinger den Reformversuch unter Alexander Dubčeks als tiefe Zäsur und Versuch innerer Erneuerung. Im Interview sagte der Historiker dazu:
„Wenn die Reform erfolgreich gewesen wäre, hätte es möglicherweise andere Chancen für die weitere Entwicklung in den nächsten 20 Jahren des Ostblocks gegeben.“
Er ist sich aber nicht sicher, „ob das in der Praxis funktioniert hätte, da kann man immer ein Fragezeichen dahinter setzen“. Er verwies auf die internationalen Rahmenbedingungen, die oftmals weggelassen oder unterbelichtet würden. Dazu zählen für Bollinger die System-Auseinandersetzung und der Wettbewerb zwischen real existierendem Kapitalismus und real existierendem Sozialismus. Zudem sei die in Jalta 1943 vereinbarte Ordnung und Aufteilung in Einflusssphären auf beiden Seiten akzeptiert worden. Das schloss ein, dass in die Einflusssphäre des anderen nicht grundlegend eingegriffen werden dürfe, und hat sich u. a. in den Reaktionen des Westens auf die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ gezeigt.
Natürlich war die westliche Seite nicht uninteressiert daran, Schwächen und Veränderungen der östlichen Seite zu nutzen. Das wurde spätestens in den Jahren zwischen 1989 bis 1991 deutlich. Den Informationen zufolge mischten sich die westlichen Geheimdienste 1968 in der ČSSR nicht aktiv mit ein. Sie beobachteten nur, waren aber bereit, aktiv einzugreifen, wenn sich daraus mehr ergeben hätte. Denn Moskau sah Veränderungen in der ČSSR als Bedrohung des eigenen Systems an: Es wurde ein Übergreifen auf die anderen realsozialistischen Staaten befürchtet, zum Teil aber auch auf einzelne Sowjetrepubliken wie die Ukraine. Eine herausgebrochene Tschechoslowakei hätte demnach, so Bollinger dazu, als tiefer Keil innerhalb des „Warschauer Vertrages“ schon damals die Nato ganz nah an die Grenze der Sowjetunion heranbringen können.
Niederlage für die Linke und den Sozialismus
Rückblickend meinte Stefan Bollinger im Gespräch, dass es 1968 in der ČSSR eine „ideale Situation für Veränderungen“ gegeben habe: Die Antwort auf die angestauten gesellschaftlichen Probleme kam von der regierenden KPTsch. Diese „Reform von oben“ sei an der Basis, d. h. in der Bevölkerung auf Sympathie gestoßen. Aber in der Tschechoslowakei hätten damals auch „dem Sozialismus nicht wohlgesonnene Gruppen versucht, ihr eigenes Süppchen zu kochen“. Gleichzeitig habe die sowjetische Führungsmacht im eigenen Lager „sehr große Angst gehabt“, dass die Entwicklung aus dem Ruder gerät.
Der niedergeschlagene „Prager Frühling“ ist aus Bollingers Sicht eine Niederlage für die Linken gewesen. Veränderungen und gesellschaftliche Bewegungen bräuchten immer Verbündete, denn allein seien sie zu schwach. Das habe damals ebenso gegolten wie heute. Laut Bollinger verlor der Realsozialismus damals die Fähigkeit zu Selbstkritik und Selbstkorrektur – anders als Realkapitalismus. Diesem sei es dagegen gelungen, geschickt die kritischen Impulse der 68er Bewegung im Westen aufzunehmen.
1968 als Probelauf für 1989/90
Zu den Zeitzeugen, mit denen ich über das Thema sprechen konnte, gehört Klaus Kukuk[7]. Er ist ein ehemaliger DDR-Diplomat und war 1968 Dolmetscher von SED-Chef Ulbricht und von KPTsch-Chef Dubček. Für ihn war der „Prager Frühling“ mit dem verkündeten Ziel, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu gestalten, der Probelauf für 1989/90. Ebenso wie Bollinger sieht er die damaligen Ereignisse als Teil der System-Auseinandersetzung. Kukuk, Jahrgang 1933, war als Mitarbeiter der DDR-Botschaft in Prag Augen- und Ohrenzeuge der Ereignisse im Frühjahr und Sommer 1968. Er hat als Dolmetscher an den wichtigsten Beratungen der Staaten des „Warschauer Vertrages“ teilgenommen, u. a. in Dresden.[8] Darüber hinaus hat der Ex-Diplomat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht, so etwa die übersetzten Erinnerungen von Vasil Bilak: „Wir riefen Moskau zu Hilfe – Der ‚Prager Frühling‘ aus der Sicht eines Beteiligten“[9]. Bilak gehörte damals der KPTsch-Führung unter Dubček an und war einer derjenigen, die die sowjetische Führung im August 1968 per Brief baten, einzugreifen.
Kukuk widerspricht der These, dass DDR-Parteichef Ulbricht die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ unterstützt habe. Ebenso sagt er entgegen der gängigen Sicht, dass die Führungen der sozialistischen Staaten bei ihrer Beratung in Dresden am 23. März 1968 den Einmarsch in die ČSSR nicht beschlossen hätten. Schließlich war er als Dolmetscher dabei gewesen und hat das Protokoll des Treffens in dem Buch „Prag 68 – Unbekannte Dokumente“ veröffentlicht. Ferner erklärte er, die Beratung in Dresden sei kein „Strafgericht“ gegen Prag gewesen. Die anwesenden KPTsch-Vertreter um Dubček hätten ihre geplanten Reformen erklären sollen und seien dabei nicht über den Tisch gezogen worden, wie einige Historiker behaupten. Doch die Vertreter der ČSSR hätten keine konkreten Vorstellungen dargestellt.
„Kein reformtaugliches Konzept“
Selbst nach den Ereignissen vor 50 Jahren habe, so Kukuk im Nachwort[10] der Bilak-Erinnerungen, „niemand aus dem Kreis der reformfreudigen tschechischen oder slowakischen Dissidenten auch nur ein einziges reformtaugliches Konzept entwickelt, geschweige denn publiziert“. Er stellte fest: „Und niemand dechiffrierte, was unter ‚Sozialismus mit menschlichem Antlitz‘ zu verstehen war.“ Und weiter: „Hinzu kommt, dass die ‚progressiven Reformer‘ in der konkreten politischen Praxis über weite Strecken in die Rolle von Zauberlehrlingen gerieten und mit innen- und außenpolitischen Konstellationen konfrontiert wurden, die sie nicht wahrhaben wollten oder konnten.“[11] Kukuk bestätigte mir, dass Ulbricht an Reformvorstellungen interessiert war, wovon die NÖS gezeugt habe. Der Reformbedarf in der ČSSR sei hierbei nicht infrage gestellt worden, auch aufgrund konkreter sozialer Probleme und von Nationalitätenkonflikten zwischen Tschechen und Slowaken.
Doch was im Januar 1968 in Prag begonnen hatte, ging der SED-Führung zu weit. So wurde u. a. die völlige Medienfreiheit im Nachbarland kritisiert, die die Stimmung angeheizt habe. Kukuk betonte im Gespräch jedoch, es sei „Unsinn“, dass Ulbricht eine Militärintervention einschließlich der Nationalen Volksarmee (NVA) forderte. Das sei undenkbar gewesen und es habe dafür keine eigenen Pläne gegeben. Natürlich muss dabei beachtet werden, dass die DDR sich nicht völlig raushalten konnte, da die NVA Teil der Organisation des „Warschauer Vertrages“ (WVO) war, womit sie unter dem Oberbefehl sowjetischer Offiziere stand.
Was möglich gewesen wäre
Aus der Sicht des Ex-Diplomaten Klaus Kukuk wäre eine Intervention vermeidbar gewesen, wenn die Führung in Prag das staatliche Gewaltmonopol gegen bestimmte oppositionelle Gruppen, aber auch gegen die tonangebenden Medien, eingesetzt hätte. In diesem Zusammenhang machte er mich auf das Buch „Reformer werden nicht glücklich“ von Zdeněk Mlynář[12] aufmerksam, einem der Protagonisten des „Prager Frühlings“, der Gespräche mit Michail Gorbatschow geführt hat. Darin betont Mlynář laut Kukuk, es wäre möglich gewesen, die Situation 1968 „mit einigen kosmetischen Korrekturen“ zu entschärfen und den Einmarsch im August zu verhindern. Der Ex-DDR-Diplomat unterstrich mir gegenüber in Bezug auf den „folgenschweren Satz“ in dem Buch: „Dann hätte es keinen ‚Prager Frühling‘ gegeben.“ Rückblickend notiert Kukuk:
„Die sozialistischen Länder konnten sich in allen Phasen des politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kräfteverhältnisses im Kalten Krieg der Weltsysteme nur in einem politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bündnis mit der Sowjetunion und untereinander gegen den Imperialismus behaupten und ihr alternatives Gesellschaftsprojekt zum kapitalistischen Modell entwickeln. Ein reformatorischer Alleingang nach tschechoslowakischem Muster hatte objektiv von Anfang an keine reale Chance.“[13]
DDR 1968: Debatten, aber keine Aufbruchsstimmung
Ich habe ebenfalls mit Hans Modrow, dem SED-Funktionär und –Reformer, über das Thema gesprochen.[14] Er war 1989/90 vorletzter DDR-Ministerpräsident und versuchte damals, mit Reformen das Land, aber auch den realen Sozialismus vor dem Untergang zu bewahren. Er widersprach ebenfalls dem Bild von SED-Chef Ulbricht als einem „Hardliner“. Modrow war 1968 Sekretär für Agitation und Propaganda der SED-Bezirksleitung Berlin und für den Jugendbereich zuständig. Der „Prager Frühling“ habe, so Modrow, in der DDR Anklang gefunden, vor allem bei der Intelligenz. Besonders die Vorstellungen von einem demokratischen Sozialismus und die ökonomischen Vorstellungen von Ota Šik seien positiv aufgenommen und diskutiert worden, hätten aber keine Breitenwirkung gehabt. Denn die allgemeine Situation in der DDR sei eine andere als die in der ČSSR gewesen.
Es habe zwar ebenso Debatten, aber keine Aufbruchsstimmung gegeben. Erst nach der Militärintervention im August 1968 seien zahlreiche Proteste in der DDR laut geworden, worüber das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) rund 2.000 entsprechende Vorfälle – von Demonstrationsversuchen vor der sowjetischen Botschaft über verteilte Handzettel bis zu Losungen auf Güterwagons – verzeichnete. Modrow widersprach ebenfalls der These, dass Ulbricht den Einmarsch samt der NVA forciert und nur Moskau ihn verhindert habe:
„Ulbricht hatte gegenüber den Sowjets den Standpunkt vertreten: Man kann nicht mit der gleichen Uniform wie der, mit der die Nazis dort einmarschiert sind, auch mit dieser Farbe wieder, mit deutschen Soldaten dort reingehen. Und ich denke, das war eine richtige Überlegung.“
Interesse für „Richta-Report“
Der einstige SED-Reformer Modrow gibt sich überzeugt, dass Ulbricht kein Gegner der Reformkommunisten von Beginn an gewesen sei, denn er habe sich für den „Richta-Report“ interessiert und eigene Reformideen gehabt:
„Ab Mitte der 1960er Jahre beginnt Ulbricht mit dem Neuen Ökonomischen System (NÖS) des Sozialismus. Dazu gehörten nach seiner Überzeugung drei Elemente: Einerseits eine Wirtschaftsentwicklung, die mehr Eigenständigkeit den Betrieben gibt, und zweitens, dass er davon ausging, dass wissenschaftlich-technisch ein neuer Fortschritt beginnt. Und das Dritte war, dass Ulbricht auch mit seinem Konzept Demokratieentwicklung verbunden hat.“
In dieser Beziehung habe es in der DDR in den späten 1960er Jahren vorsichtige Schritte zu mehr Demokratie gegeben, Modrow erinnerte sich weiter:
„Ich war zu der Zeit schon Abgeordneter in der Volkskammer der DDR. Ich war Vorsitzender des Jugendausschusses in der Volkskammer. Es wurden andere Debatten, offenere Debatten geführt. Und wir wurden aufgefordert, auch mal Kritik zu üben und mal was Richtiges zu sagen. Ulbricht wollte einfach eine andere Lebendigkeit auch in das parlamentarische Geschehen bringen.“
So sei für den DDR-Staats- und Parteichef das, was sich in den Debatten in der Tschechoslowakei vollzog, „nicht von vornherein immer alles obsolet“ gewesen. Er sei zu Anregungen bereit gewesen und habe Dubček nicht ignoriert.
Angesprochen auf das Buch „Reformer werden nicht glücklich“ mit den Gesprächen zwischen Mlynář und Gorbatschow, erzählte Modrow, er habe Mlynář 1992 kennengelernt und sei mit ihm bis zu dessen Tod im Jahr 1997 befreundet gewesen. Der tschechoslowakische Reformkommunist habe mehrmals erfolglos versucht, mit Gorbatschow einen Termin für ein eigentlich verabredetes Dreier-Gespräch zu vereinbaren. Nach dem letzten Anlauf habe Mlynář schließlich konstatiert: „Weißt Du, Hans, ich war der Dissident, er war der Generalsekretär der Partei der Kommunisten. Ich bin heute noch immer ein überzeugter Sozialist, und der ist nichts. Der wird mit uns nicht reden.“ Reformer hätten es in jedem System schwer, meinte Modrow dazu, er habe das selbst erlebt. „Die Reformen, um die es damals ging, die in meiner Vorstellungen waren, haben ihre Quelle in dem, was mit dem Neuen Ökonomischen System bei Ulbricht verbunden war“, so Modrow, der fortfährt:
„Ich habe 1966 meine Doktorarbeit zum Thema ‚Auswahl und Entwicklung von Führungskräften in der Wirtschaft‘ verteidigt, weil ich davon ausging, wir brauchen ein anderes Management. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Bedingungen entstehen müssen, die sowohl hochkompetente Leute entwickeln, denen man aber auch Raum gibt, die Kompetenz, die sie im Studium erwerben, in der Praxis auch anwenden zu können. Doch auch diese Erkenntnisse seien nicht berücksichtigt worden.“
Aus Sicht des einstigen SED-Reformers wurden die Impulse des „Prager Frühlings“ zu wenig aufgenommen. Dessen gewaltsames Ende habe zu einer Blockade der inneren Entwicklung sowie zu einem „Rückfall in orthodoxe Vorstellungen von Sozialismus“ geführt. Darüber hinaus destillierte Modrow eine zweite Seite des Problems:
„Es ist ja ein militärischer Vorgang in einer Zeit des Kalten Krieges. Es ist einfach eine Tatsache und ein Fakt, die sowjetische Seite ist davon ausgegangen, mit dem Potsdamer Abkommen und der nachfolgenden Entwicklung im Kalten Krieg ist Europa und die Welt geteilt, und wir geben aus unserer Welt kein Stück her. Es ging doch nicht nur um die Tschechoslowakei. Es ging um den Sieg, den die Sowjetunion errungen hat.“
Ungewollte Eruption im sozialistischen Block
Zwei weitere Historiker, mit denen ich sprechen konnte, sind Stefan Karner aus Österreich und Susanne Schattenberg aus Bremen[15]. Karner gehört zu den Mitherausgebern des 2008 erschienenen doppelbändigen Buches „Prager Frühling – Das internationale Krisenjahr 1968“[16]. Darin wird die Geschichte der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ und seiner internationalen Konsequenzen nachgezeichnet. Die Hauptmasse der Dokumente stammt aus Russland und wird ergänzt durch Archivmaterial aus Prag, Berlin, Washington, London, Wien und Warschau. Schattenberg hat außerdem zahlreiche Dokumente in russischen Archiven eingesehen, die zum Teil bisher nicht zugänglich oder nicht weiter beachtet worden sind. Sie hat diese u. a. für ihre wissenschaftliche Biographie über den langjährigen KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew genutzt und ausgewertet[17], die erste auf diesem Gebiet und in der auch die Entscheidungen in Moskau angesichts des „Prager Frühlings“ beleuchtet werden.
Stefan Karner erklärte im Gespräch, dass der „Prager Frühling“ eine „ganz große Eruption im sozialistischen Block“ verursacht habe, und zwar im Sinne einer Revolution von oben, die von unten aufgegriffen wurde. Demgemäß stellte Susanne Schattenberg heraus, dass die KPdSU-Führung in Moskau Dubček nicht von Anfang an als „konterrevolutionär“ ansah und stattdessen seine angekündigten Reformen begrüßte, weil der Reformstau in der ČSSR erkannt worden sei. Aus diesem Grund sei es verständlich, dass Moskau andere Funktionäre in der KPTsch und nicht Dubček verdächtigte. Dieser erschien der KPdSU-Spitze als zu schwach für die Führung, nachdem er zuvor noch als Hoffnungsträger gegolten hatte. Bemerkenswert ist dabei, dass KPdSU-Generalsekretär Breschnew frühzeitig, bereits 1967, in die Reformdebatte in ČSSR einbezogen worden war, sich aber gesträubt hätte, sich zu sehr einzumischen, was zum nächsten Aspekt überleitet.
Breschnew vertraute Dubček
In ihrer Breschnew-Biographie macht Susanne Schattenberg deutlich, dass „Breschnew Dubček als Parteigenossen [sah], der von ihm die Verantwortung für einen Landesverband anvertraut bekommen hatte und in diese Aufgabe noch hineinwachsen musste.“[18] Zudem habe Breschnew Dubček noch vertraut, als später die weitere Entwicklung in Prag von den Parteiführungen der anderen Staaten zunehmend kritisch eingeschätzt wurde. Dazu passe es, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden Politikern „sehr langsam“ verändert habe und erst im August 1968 nach einem langen Telefonat vor dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes endgültig ins Negative umgekippt sei.
Aus der Sicht von Stefan Karner trug zur Eskalation in Prag der sog. „Zug von unten“ bei, der in Bezug auf die in Rede stehenden Reformen für ein wesentlich vehementeres, mithin radikales Vorgehen plädierte. Auch deshalb sei es für Dubček eine „unlösbare Aufgabe“ gewesen, die Bewegungen von oben und von unten zu verbinden und dabei – wenn besonders solche Reformer wie Šik am liebsten „Moskau und die Kommunisten loswerden“ wollten – trotzdem Moskaus vorgegebene Grenzen einzuhalten. Karner zufolge haben neben Šik aber auch andere Reformer politische Veränderungen angestrebt, die „de facto zur Auflösung beziehungsweise zum Machtverlust der Kommunistischen Partei beigetragen“ hätten. Es sei daher nicht überraschend, dass diese politische Bewegung einen immer drastischeren und auch unkontrollierbareren Charakter angenommen hätte. Als Breschnew schließlich etwa drei Wochen vor dem Einmarsch erkannt habe, dass Dubček sie nicht mehr aufzuhalten imstande ist, sei die zuvor beschlossene Intervention befohlen worden.
Für Schattenberg zählen die gravierenden Ereignisse in der DDR 1953 sowie in Polen und Ungarn 1956 zu den entscheidenden Gründen für die Moskauer Reaktion. Die sowjetische Führung habe keinen Staat aus dem eigenen System verlieren wollen, indem sie sozusagen zwei „rote Linien“ verfolgte: „Der entsprechende sozialistische Staat darf nicht aus dem ‚Warschauer Pakt‘ ausscheren. Das vermeidet die tschechoslowakische Führung auch tunlichst. Zum anderen: Die Macht der Kommunistischen Partei darf nicht angezweifelt werden.“
Langfristig vorbereite Intervention
Die militärische Intervention im August 1968 war laut Schattenberg und Karner zwar langfristig vorbereitet, aber möglichst lange hinausgezögert worden – bis die Situation aus Moskauer Sicht außer Kontrolle geriet. Beide Historiker verweisen überdies darauf, dass Moskau sich in Washington bezüglich der möglichen westlichen Reaktion absicherte. Susanne Schattenberg dazu:
„Das wird natürlich geheim gehalten. Interessant ist aber, dass am Abend des 20. August sowohl der US-amerikanische Botschafter in Kenntnis gesetzt wird, um zu sagen: ‚Wir greifen nicht die Nato an und wollen auch nicht über die Tschechoslowakei hinausgehen.‘ Das sollte als innere Block-Angelegenheit angesehen werden, eine Sichtweise, der sich die Amerikaner dann tatsächlich anschließen. Es wird auch der tschechoslowakische Verteidigungsminister in Kenntnis gesetzt und ihm gesagt, er möge seine Truppen in den Kasernen lassen, damit es nicht zum Blutvergießen kommt.“
Breschnew habe die Entscheidung denn auch nur mit Bauchschmerzen getroffen und sei danach tatsächlich krank geworden. Das kann durchaus als Form einer psychosomatischen Reaktion auf etwas betrachtet werden, was der KPdSU-Generalsekretär zwar durchsetzen musste, aber eigentlich gar nicht guthieß. Letzten Endes habe sein Beschluss, militärisch in der ČSSR zu intervenieren, jedoch die „Breschnew-Doktrin“ begründet, wodurch, so betont Schattenberg, zugleich der KPdSU-Generalsekretär für den Westen „außenpolitisch erkennbar“ geworden wäre. „Prag war der Anfang vom Ende“, flankiert Karner in Hinsicht auf die nachhaltigen, ja epochalen Folgen für den realen Staatssozialismus, insofern nämlich dessen „Ende dann in schnellen Etappen [kam]. Die wichtigste Etappe war zweifelsohne Polen und dann die Entwicklung ab 1989 auch in Deutschland, ehe das System in der Sowjetunion selbst zusammengebrochen ist.“
Theaterdonner des Westens als Reaktion
Auf die Intervention von Truppen des „Warschauer Vertrages“ in die ČSSR in der Nacht zum 21. August 1968 hat die westliche Politik nur formal protestiert. Nicht nur die westliche Führungsmacht USA hatte damals genug eigene Probleme, auch die anderen westlichen Staaten – vom Vietnamkrieg bis zu den 68er-Protesten. Und: Der Westen hatte Angst vor einem Nuklear-Krieg. „Nichts. Wir können keinen Nuklearkrieg riskieren!“, bekam der damalige Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß vom US-Außenminister Dean Rusk als Antwort zu hören. Er hatte ihn bei einem Besuch in den USA Ende Juli 1968 zugespitzt gefragt, was die US-Regierung denn tun würde, wenn die Sowjetarmee einmarschiert und gar die gesamte Bevölkerung der ČSSR nach Sibirien deportieren würde.[19]
Washington reagierte danach wie auch die anderen westlichen Staaten auf die größte Militäroperation nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa – den Einmarsch von insgesamt 27 sowjetischen, polnischen, ungarischen und bulgarischen Divisionen mit etwa 300.000 Mann und rund 2.000 Geschützen – lediglich mit verbalem Protest. In der UNO wurde die Intervention zwar gleichermaßen verurteilt, jedoch unegeachtet des scharfen Tonfalls nichts weiter unternommen – es blieb beim Theaterdonner.[20] US-Außenminister Rusk hatte Strauß laut dessen „Erinnerungen“ zuvor im Juni 1968 gefragt: „Was passiert?“ Die Antwort des bundesdeutschen Politikers fiel wie folgt aus:
„Es gibt zwei Möglichkeiten: sie tun nichts und lassen den Spaltpilz Tschechoslowakei weiter wuchern, oder sie greifen zu. Im ersten Fall riskieren sie die Erosion ihres Imperiums, im zweiten Fall riskieren sie ihren Ruf als Friedensmacht in der Welt.“
Rusk war laut Strauß der Meinung, Moskau greife nicht ein, was aus seiner Sicht darin begründet lag, dass „die Weltmeinung, die sich zu ihren Gunsten entwickelt hat, der Sowjetunion mehr wert [ist].“ Strauß war dagegen „völlig anderer Meinung“, denn „wenn die Russen vor der Alternative stehen, entweder die Erosion ihres Imperiums mit der Gefahr des späteren Zusammenbruchs oder den Verlust einer guten Weltmeinung hinzunehmen, werden sie sich entscheiden, die Erosion zu verhindern, und werden auf die Weltmeinung pfeifen.“ So kam es dann auch, wenn auch, wie oben schon illustriert wurde, nicht ganz ohne Rücksicht auf die internationale Meinung.
Der Westen wurde nicht überrascht
Es zeigt sich anhand der inzwischen zum „Prager Frühling“ veröffentlichten Dokumente der Geheimdienste und Studien, dass der Westen von dem Einmarsch nicht überrascht wurde. Stattdessen gab es Geheimdienstberichte über die Truppenbewegungen und die militärischen Entwicklungen auf dem Gebiet des „Warschauer Vertrages“. Auch hatte der US-Geheimdienst der National Security Agency (NSA) bereits nach den Manövern der WVO in der ČSSR im Frühsommer 1968 eine Überwachungsstation auf dem Berg Eckstein im Bayrischen Wald eingerichtet. „Nachts konnte man die Lichter von Pilsen und Prag sehen“, zitiert James Bamford in diesem Zusammenhang den früheren Abhörspezialisten F. Harrison Wallace jun., der auf der Station arbeitete. „‚Die beste Stunde für Eckstein‘, sagte Wallace, war der Prager Frühling von 1968‘, der von der Sowjetarmee mit dem Einmarsch in die Tschechoslowakei brutal beendet wurde. Der Horchposten Eckstein konnte die NSA mit präzisen Details über die Invasion versorgen.“[21] Unklar blieb allerdings, wann der Einmarsch der Truppen des „Warschauer Vertrages“ erfolgen würde.
Der österreichische Heeresgeheimdienst hatte laut einem Bericht des Wiener Magazins „Profil“[22] aus dem Jahr 2008 bereits im März 1968 mitgeteilt, dass es Signale für eine mögliche Intervention gäbe: „Informanten hatten berichtet, in Polen würden Wegmarkierungen in kyrillischer Schrift Richtung Süden angebracht.“ Im Juli desselben Jahres habe sich das österreichische Bundesheer im Rahmen der „Aktion Urgestein“ auf einen sowjetischen Einmarsch im Nachbarland vorbereitet, sei aber aufgefordert worden, „sich im Ernstfall der Grenze nur auf 30 Kilometer nähern, um den russischen Bären nicht zu reizen“.
Doch nicht allein in Wien gab es entsprechende Informationen: Der US-Geheimdienst der CIA ging schon im Mai 1968 davon aus, dass es zu einer Intervention in der ČSSR käme, sollten die Reformen nicht eingestellt werden. Das bestätigte der US-Historiker Donald P. Steury 2008 auf einer Historikertagung zum Thema „Prager Frühling“.[23]Das heißt, dass im Juli die CIA die militärischen Vorkehrungen folgerichtig interpretiert hatte, wobei die Vorgabe der US-Regierung unmißverständlich lautete: „No action“.
Unter den seit 2017 freigegebenen CIA-Akten[24] sind auch diejenigen zum „Prager Frühling“ zu finden. Darauf basierend, entdeckte der Historiker Jan Kalous laut einem Bericht des Senders „Radio Praha“[25] Hinweise, dass die USA von einem bevorstehenden Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei wussten. Das ist umso erstaunlicher, als nach einem Bericht des „Spiegel“ von 2008[26] die Nato über diese längst vorbereitete Intervention nicht informiert gewesen wäre – auch weil diejenigen Politiker und Beobachter in den USA, Großbritannien und in der Bundesrepublik, die über entsprechende Informationen verfügten, diese nicht an sie weitergaben. Das Nato-Hauptquartier habe daher vom Einmarsch in die ČSSR erst durch die Presse erfahren. So verwundert es kaum, dass es „nicht eine einzige Einschätzung“ zu dieser Zeit gegeben habe, die den Einmarsch unter sowjetischer Führung voraussagte. Das hatte letztlich zur Konsequenz, dass die Nato-Führung „widerwillig“ die Tarnung des Aufmarsches des Warschauer Paktes als „gut“ und deren Tempo als „beeindruckend“ anerkannte und sogar dem Gegner attistierte, dass ihm ein „taktischer Erfolg“ gelungen wäre, wie „Der Spiegel“ aus den ehemals geheimen Nato-Dokumenten anführt.
Fleißige Agenten
Diese Kenntnislosigkeit des Westens und der Nato erweist sich auch deshalb als so gravierend, weil laut „Spiegel“ beispielsweise dem Bundesnachrichtendienst (BND) im Sommer 1968 zahlreiche Informationen durch zahlreiche sog. V-Leute und „Gelegenheitsinformanten“ in der ČSSR vorlagen. Darüber hinaus hätten die Außenstellen des BND den Auftrag bekommen, „‚alle Hinweise zu militärischen Bewegungen auf Schiene und Straße unter dem Stichwort ‚Nepomuk‘ zu melden; der heilige Johannes von Nepomuk ist der Schutzpatron von Böhmen – und des Beichtgeheimnisses.“ Zu diesen und weiteren Aktivitäten des BND während des „Prager Frühlings“ sind inzwischen zwei Publikationen auf Grundlage der Akten des Geheimdienstes erschienen.
Bereits 2014 hatte die Unabhängige Historikerkommission zu Erforschung der Geschichte des BND (UHK) eine entsprechende Studie[27] veröffentlicht, in der Andreas Hilger und Armin Müller hervorheben, dass der damalige BND-Präsident Gerhard Wessel vom Einmarsch überrascht worden wäre. Auch er sei erst vier Stunden nach Beginn der WVO-Intervention in der Tschechoslowakei „von einem Mitarbeiter mit DPA-Meldungen über den Einmarsch geweckt“ worden und „konnte nicht einmal zur anberaumten Lagebesprechung im Kanzleramt eilen, da sein Flugzeug ‚nicht in Riem, sondern in Nürnberg zur Reparatur‘ war.“ Zudem habe es, vor allem aufgrund des „offenen Materials oder durch Nachrichten der Fernmeldeaufklärung“, konkrete Informationen seitens des BND gegeben, da zum einen der Gesamtaufmarsch der Truppen des „Warschauer Vertrages“ über Monate hinweg sich relativ offen vollzogen hätte und zum anderen vom Geheimdienst intensiv beobachtet worden wäre. Dessen ungeachtet, so wird ebenso deutlich, habe zu wenig eindeutige Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf die ČSSR gegeben.
„Das Wissen einzelner Abteilungen, Referate oder Leitungspersönlichkeiten um die spezifischen Schwächen und Probleme einzelner Quellengattungen ging im unübersichtlichen und disharmonischen Gesamtapparat des BND offenbar immer wieder aufs Neue verloren oder wollte nicht, ungern oder nur mit erheblicher Verzögerung akzeptiert werden.“[28]
Hilger und Müller stellten ebenso fest, dass das außenpolitisch maßgebliche Bonn „über die militärischen und politischen Auswirkungen der Intervention des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei deutlich andere Ansichten [hatte] als der BND“, und ziehen ein entsprechendes Fazit: „Der BND seinerseits hatte im Fall des ‚Prager Frühlings‘ mit seinen Arbeitsergebnissen offenbar nicht allzu viel Einfluss auf die Politik.“
Genaue Beobachtungen
Der 2016 von der behördeninternen Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ (MFGBND) veröffentlichten Bericht „Der Bundesnachrichtendienst und der ‚Prager Frühling‘ 1968“[29] kommt zu einem gleichlautenden Schluss wie Hilger und Müller.[30] Die Dokumentation um den BND-Historiker Bodo Hechelhammer zeigt, dass der Nachrichtendienst den östlichen Truppenaufmarsch im Rahmen von zwei Manövern in der ČSSR und den angrenzenden Staaten des Warschauer Paktes genau beobachtet und Berichte darüber weitergegeben hatte.
Das heißt, dass im Widerspruch zu den oben angeführten Einzelzeugnissen der „Prager Frühling“ den bundesdeutschen Nachrichtendienst „nicht unvorbereitet getroffen“ hat. Gemeldet worden sei zudem, dass es „keine Anzeichen für Angriffsvorbereitungen“ gegen die Nato gab. Wie gut die Informationslage war, wird auch daran deutlich, dass laut der Dokumentation fünf Stunden vor der Intervention der BND per „dringendem Fernschreiben“ das Bundesverteidigungsministerium warnte: „Bevorstehende Bewegung in die ČSSR wahrscheinlich“, was wiederum auf der Meldung eines Informanten basierte, dass ein sowjetischer Kommandeur gegenüberseinen Soldaten plakatiert hätte: „Wir bauen nicht ab, um zurückzugehen, sondern alle Kraft voraus!“ Allerdings wurde in dem BND-Fernschreiben vom 20. August 1968 um 17 Uhr die eigene Warnung wieder heruntergespielt: „Eigene Anmerkung: Hier keine weiteren Hinweise auf derartige Absichten und Auslösung besonderer Maßnahmen.“
So war es am Ende die Politik, die darüber entschied, was mit den Agenten-Erkenntnissen gemacht wurde, vor allem in der Hauptstadt der westlichen Führungsmacht USA. Denn aus Sicht des österreichischen Historikers Felix Schneider hätte Washington andere Prioritäten gesetzt,[31] u. a. die Friedenserhaltung in Europa, die Abrüstung, den Atomwaffensperrvertrag, die Lage in Vietnam und im Nahen Osten, aber auch die inneren Spannungen im Zuge der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King.
Abgesteckte Einflusssphären
Bei der oben erwähnten Historikertagung 2008 in Österreich hatte Günter Bischof von der University of New Orleans aufgezeigt[32], dass das Jahr 1968 für die USA generell ein nationales Krisenjahr war: die breite Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg, die Morde an Martin Luther King und Robert F. Kennedy, die landesweiten Ausschreitungen und Rassenspannungen oder die bürgerkriegsähnlichen Zustände beim Konvent der Demokratischen Partei in Chicago. Zudem sei das Interesse in Washington, die eingeleitete Entspannungspolitik fortzusetzen, größer gewesen, als diese wegen der Prager Ereignisse zu gefährden. So habe der Einmarsch in die Tschechoslowakei der Entspannungspolitik zwischen Ost und West kein Ende gesetzt. Damit erübrige sich laut Bischof auch die Frage, ob Washington dem Kreml „grünes Licht“ zum Einmarsch gegeben habe, denn es würden sich seiner Ansicht nach niemals Quellen finden lassen, die dies explizit belegen. Außerdem sei keine Absprache notwendig gewesen, denn die abgesteckten Sicherheits- und Einflusssphären habe 1968 angesichts deren „Kalter-Krieg-Realpolitik“ weder der Westen noch der Osten infrage gestellt. Das ginge letztendlich so weit, dass die USA ihren westdeutschen Verbündeten, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich die Ereignisse abspielten, erst am 21. August um 8.30 Uhr über die Intervention des „Warschauer Vertrages“ informierten und im gleichen Atemzug darum ersuchten, „die Bundeswehr vom Grenzgebiet“ zurückzuziehen und auch anderweitig Ruhe walten zu lassen.[33]
Laut der Studie von Birgit Hofmann wurden jedoch lediglich Manövertruppen der Bundeswehr von der tschechischen Grenze abgezogen, um dem Vorwurf einer militärischen Provokation zu begegnen, während Abgeordnete des Bundestages gebeten wurden, auf demonstrative Besuche in Prag zu verzichten. In seinem 2003 erschienenen Buch „Der Kalte Krieg“ notiert Rolf Steininger dazu:
„Drei Stunden vor Einmarsch der Truppen übergab Botschafter Dobrynin Johnson in Washington eine Botschaft des Kreml, in der es unter anderem hieß, Moskau gehe davon aus, dass durch die Aktion die sowjetisch-amerikanischen Beziehungen, ‚die für die sowjetische Regierung von großer Bedeutung sind‘, nicht beeinträchtigt würden.“[34]
US-Präsident Lyndon B. Johnson hatte sich für die Information bedankt – „[d]as war alles. Rusk meinte später nur zu Dobrynin, falls Rumänien als Nächstes drankomme, wäre das zu viel für die USA.“ Ferner stellte Steininger fest: „Die Nichtreaktion des Westens auf die gewaltsame Niederschlagung des ‚Prager Frühlings‘ machte deutlich, dass die Tschechoslowakei Teil des sowjetischen Herrschaftsbereiches war.“ Die sog. Breschnew-Doktrin der eingeschränkten Souveränität der sozialistischen Länder „war in gewisser Weise die Garantie für Stabilität dort; dies wiederum war – neben dem Gleichstand an interkontinentalen Raketen mit den USA – die Voraussetzung für eine Entspannungspolitik mit Blick auf den Westen.“[35]
In dem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die eingeschränkte Souveränität kein östliches Einzelstück war. Die Historikerin Birgit Hoffmann bringt in ihrem 2015 veröffentlichten Buch „Der ‚Prager Frühling‘ und der Westen“ ein Beispiel dafür, als sie aus einer Mitteilung des damaligen Botschafters der BRD in den USA, Karl Heinrich Kappstein, vom Januar 1968 zitiert. Darin berichtete der Diplomat über die US-Reaktionen auf die neue bundesdeutsche Ostpolitik einschließlich des gewünschten Dialogs mit Moskau: Es werde „deutlich, daß die Vereinigten Staaten dort, wo es um […] das Verhältnis der beiden Weltmächte zueinander geht, eine gewisse Priorität im Dialog mit Moskau beanspruchen und den Wunsch haben, jede Aktivität ihrer Alliierten in diesem Bereich unter Kontrolle zu halten“.[36]
Auch der französische Politologe Thomas Schreiber wies 2004 in einem Beitrag in der Monatszeitung „Le Monde diplomatique“ darauf hin, dass Washington sich trotz aller verbalen Attacken auf Moskau „mit dem sowjetischen Herrschaftsanspruch in Osteuropa sehr rasch arrangiert“ hatte.[37] Aus den Memoiren führender US-Politiker sei bekannt, „dass die USA weder beim Einmarsch der Sowjetunion in Ungarn 1956 noch bei der Niederschlagung des ‚Prager Frühlings‘ 1968 noch bei der Verhängung des Ausnahmezustands in Polen 1981 die Absicht hatten, mehr zu tun, als förmlich zu protestieren. „Seit 1956 ist denn auch die US-Diplomatie eher durch Begriffe wie peaceful engagement und bridgebuilding zwischen Ost und West geprägt.“[38]
Westliche Geheimdienste im „Prager Frühling“ 1968
Selbst hochrangige Ost-Geheimdienstler hegten Zweifel an einer aktiven Rolle westlicher Geheimdienste im „Prager Frühling“ 1968. Das stützen offengelegte Akten, die eindeutig zeigen: Die westliche Politik hat den Geheimdiensten Grenzen gesetzt – ohne die eigenen Interessen aus dem Auge zu verlieren. Der BND-Studie zufolge lag der Schwerpunkt für den Geheimdienst „auftragskonform eindeutig auf der militärischen Berichterstattung mit den entsprechenden Meldungen zu Manövern und täglichen Truppenbewegungen“.[39] Dazu hätten weniger menschliche Quellen und eigene Agenten beigetragen, sondern vor allem Informationen, die durch Mittel der elektronischen Aufklärung, dem sog. SIGINT-Bereich, erlangt wurden. Der Beitrag des tschechischen Geheimdienstes ÚZSI in dem BND-Band basiert auf den zeitgenössischen Geheimakten der damaligen tschechoslowakischen Staatssicherheit (StB). Diese habe vor 50 Jahren festgestellt, dass „die Aufklärungstätigkeit des BND gegen die ČSSR nachlässt, was im Widerspruch mit der bis 1968 unbestreitbaren These von der Verschärfung des Klassenkampfes steht“. Die StB habe das wie folgt gerechtfertigt:
„In letzter Zeit, besonders in den Jahren 1966-68, spiegeln sich in der Steigerung der Qualität und wohl auch einer teilweise geringeren Aggressivität die inneren politischen Verhältnisse in der BRD, die einen großen Einfluss auf die Außenpolitik der regierenden großen Koalition der BRD haben. Diese bemüht sich um durchgreifend bessere Beziehungen der BRD zu den Ländern des sozialistischen Lagers.“[40]
Auch der ungarische Geheimdienst und der sowjetische KGB hätten einen Rückgang der westlichen Geheimdiensttätigkeiten gemeldet. Dazu bemerken die ÚZSI-Autoren: „Der deutsche zivile Geheimdienst interessierte sich zu 90 Prozent für militärische Angelegenheiten, die dazu dienen sollten, Möglichkeiten eines eventuellen Angriffs der tschechoslowakischen Armee, ggf. der Armeen der Warschauer-Pakt-Länder auf Deutschland auszuwerten.“ Der BND habe vor allem geplante Militärübungen der WVO ausgekundschaftet und einen möglichen Angriff auf die Tschechoslowakei abgeschätzt. Nach dem Einmarsch „interessierten sie sich für die Stärke und die Positionen der Besatzungstruppen und für ihre Beziehung zur einheimischen Bevölkerung“. Das sei durch Gespräche mit Emigranten aus der Tschechoslowakei und mit deutschen Touristen, die die Tschechoslowakei besuchten, hervorgegangen. Dabei hätten sich Umfang und Intensität der BND-Aktivitäten im Vergleich zu den vorherigen nicht signifikant ausgedehnt. So wird passenderweise aus dem Quellenmaterial zitiert, wie der tschechoslowakische Geheimdienst StB die westlichen Aktivitäten einschätzte[41]:
„Es war bekannt, dass die Öffentlichkeit und offizielle Stellen in der BRD und Österreich moralisch den Aufbruchsprozess in der ČSSR unterstützten und auf Seiten rechter Extreme standen, eine aktive Beteiligung der feindlichen Nachrichtendienste des Gegners an der Beeinflussung der politischen Entwicklung konnten wir jedoch nicht feststellen.“
Ost-Geheimdienste: Desinformation statt Aufklärung
Erst nach der erfolgten Interventionen und nachdem die Prager Führung wieder auf den von Moskau vorgegebenen Kurs gebracht worden war, habe die tschechoslowakische Staatssicherheit ausländische Nachrichtendienste für die Vorgänge verantwortlich gemacht. Dabei seien sogar die vorherigen eigenen Erkenntnisse umgedeutet worden. Laut den ÚZSI-Autoren stützte sich das auf „gezielte Desinformation von Seiten des KGB“. So würden nach dem Einmarsch erstellte Dokumente auf ein nicht näher bestimmtes Material des BND hinweisen. Das sollte beweisen, wie BRD-Geheimdienste auf verschiedene Weise versucht hätten, die Entwicklung in der Tschechoslowakei im Interesse der BRD bzw. der Nato zu beeinflussen. „Eines der Dokumente gibt an, dass es sich um eine abgesprochene gemeinsame Taktik von CIA und BND von November 1967 handelt und dass das Material von ‚Freunden‘ stammt – also von einem Nachrichtendienst eines Staats des sozialistischen Lagers.“[42]
Aufgrund dessen sei jedenfalls geschlossen und erklärt worden, dass ausländische Nachrichtendienste eine Verbindung mit der Opposition in der ČSSR unterhalten hätten, mit ehemaligen Funktionären der Nationalen Sozialisten, rechten Sozialdemokraten, der kirchlichen Reaktion, Funktionären des KAN und des K-231 sowie mit slowakischen Separatisten. Sie hätten sich zudem an der Vorbereitung eines bewaffneten Aufstands beteiligt. Gleichwohl, so schränken die ÚZSI-Autoren ein, „[erscheint] [i]n den Akten, die eine Zusammenarbeit der Nachrichtendienste der sozialistischen Staaten hinsichtlich des BND erfassen, kein solches Dokument.“[43] Des Weiteren sei das angebliche BND-Dokument den Fachleuten im StB, die auf die Aktivitäten des BND spezialisiert waren, nicht direkt übergeben worden. Denn diese „hätten bestimmt sehr leicht erkannt“, dass es sich „sehr wahrscheinlich“ um eine Fälschung handelte. Dass der „Prager Frühling“ von außen gesteuert worden wäre, sei demzufolge eine nützliche Behauptung gewesen und habe „dem allgemeinen kommunistischen Verständnis grundsätzlicher geschichtlicher Prozesse“ entsprochen.
Die Untersuchung der Dokumente zu den Aktivitäten der „westlichen“ Nachrichtendienste und ihrer eventuellen Rolle im „Prager Frühling“ lässt laut den Autoren also „einen eindeutigen Schluss zu: Die Tschechoslowakei des Jahres 1968 war Objekt von Manipulationen der Nachrichtendienste aus den sozialistischen Ländern und nicht aus den westlichen Staaten.“[44] Dazu gehörten auch angebliche Verstecke in Prag und anderen Orten mit Waffen aus US-Produktionen ebenso wie ein Propagandasender aus der DDR, „Radio Vltava“. Selbst Dreharbeiten in der Tschechoslowakei für den US-amerikanischen Film „Die Brücke von Remagen“ (1969) mit altem Kriegsgerät[45] führten zu der (Falsch-)Meldung der „Berliner Zeitung“ am 9. Mai 1968, dass sich US-amerikanische Soldaten und Panzer in der ČSSR befänden. Trotz Dementi wurde die Nachricht mehrmals wiederholt.
Eine Fälschung dürfte auch jenes StB-Dokument von 1971 gewesen sein, über das die „Berliner Zeitung“ 1996 berichtete.[46] Danach soll die Nato gar den Einmarsch in die Tschechoslowakei geplant haben, wobei, so streicht der Chef des Archivs im Prager Innenministerium, Jan Frolik, heraus, es sich bei dem Dokument um eine der seinerzeit nicht ungewöhnlichen Fälschungen handle, um die Bedeutung des Spionagedienstes zu belegen. „Dagegen erklärte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Mitarbeiter der früheren Militärspionage-Abteilung, Berichte über die Vorbereitung von Hilfsaktionen des Westens für die Reformer des ‚Prager Frühlings‘ seien seinerzeit vor allem aus der DDR gekommen.“ Das passt zu dem, was Markus Wolf in seinen 1997 veröffentlichten Erinnerungen „Spionagechef im geheimen Krieg“[47] zum „Prager Frühling“ notiert. So berichtet der einstige Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) von Informationen des DDR-Auslandsnachrichtendienstes „über Kontakte der Prager Liberalen zu Westpolitikern“ und fügt vielsagend hinzu: „Obwohl Mielke und die DDR-Führung meinem Dienst keine Ruhe ließen, konnten wir nicht mit den gewünschten Belegen für eine unmittelbare Einmischung westlicher Staaten in die Prager Vorgänge aufwarten.“[48]
Auch der ehemalige HVA-Mitarbeiter Klaus Eichner verweist in dem gemeinsam mit Andreas Dobbert veröffentlichten Buch „Headquarters Germany – Die US-Geheimdienste in Deutschland“ auf die damals „im MfS und bei den sowjetischen Organen anzutreffende[] Überzeugung von einer zentralen geheimdienstlichen Steuerung der psychologischen Kriegsführung und der ‚Politisch-ideologischen Diversion‘ (PID) des Westens gegen das sozialistische Lager.“[49] Die Leitung des MfS habe „nichts sehnlicher“ gewünscht, „als dass wir ihr einen kompletten ‚Schlachtplan‘, ein vorgefertigtes Szenario der Vernichtung des Sozialismus aus den Geheimdiensten beschafft hätten“. Eichner weiter: „Wir konnten es nicht – diese Idee gab es nur in der Führung des MfS.“ Markus Wolf gibt in diesem Zusammenhang auch die Meinung des damaligen KGB-Chefs, Jurij Andropow, wieder, der bei seinem Besuch des MfS im September 1968 erklärt hätte:
„Im Übrigen wären wir gut beraten, die Gründe für das, was in der ČSSR geschehen ist, bei uns selbst zu suchen, in der inneren Entwicklung unserer Staaten, in der kommunistischen Bewegung. Ich glaube, diese Entwicklung wird zu einer weiteren Differenzierung führen. Ich glaube auch, dass es unabdingbar ist, über den Leninschen Weg zum Sozialismus und über den sozialdemokratischen Weg neu nachzudenken und zu diskutieren.“[50]
Den MfS-Mitarbeitern, die das hörten, habe es die Sprache verschlagen, so Wolf.
Radiosendungen und Strategen statt Geheimaktionen und Agenten
Natürlich gab es auch zahlreiche westliche Aktivitäten, die versuchten, den „Prager Frühling“ für ihre Interessen zu nutzen. Das reichte von Vertriebenenorganisationen der Sudetendeutschen in der Bundesrepublik über alte und neue Faschisten sowie damalige bundesdeutsche Politiker aller Parteien bis hin zu den von der CIA finanzierten Sendern „Radio Free Europe“ und „Radio Liberty“ (RFE/RL) und deren Berichten, wozu zahlreiche Informationen vorliegen. Letztere hielten sich 1968 anders als bei den Ereignissen 1956 in Ungarn angeblich zurück[51], riefen nicht zu bewaffneten Aktionen auf und berichteten nur über das Geschehen. Allerdings wurde in einem Memorandum vom Januar 1969 an das „303 Committee“ der US-Regierung die Rolle der beiden Sender in der Berichterstattung über die Ereignisse gelobt und sollte angesichts der nach 1968 erwarteten inneren Probleme in den realsozialistischen Ländern ausgebaut werden: „Diese Umstände würden die Radios noch wichtiger machen als vorher.“[52] Dabei war das „303 Committee“ nicht ein beliebiges Gremium: Es plante und entschied unter wechselnden Namen verdeckte Aktionen der USA im Auftrag des US-Präsidenten. Das, so erklärt der ehemalige CIA-Chef Richard Helms in einer BBC-Dokumentation von 2013, sei geschehen, damit der Präsident bei einem eventuellen Scheitern nicht belastet werden könne.[53]
Ausgerechnet US-Stratege Zbigniew Brzezinski kam im Juni 1968, auf Einladung des damaligen tschechoslowakischen Außenministers Jiří Hájek, nach Prag. Auf einer Veranstaltung des „Instituts für Internationale Politik“ hielt er Berichten zufolge am 14. Juni 1968 einen Vortrag und sagte:
„Unsere Meinung ist, dass heute, 20 Jahre nach dem Abschluss des Krieges, wieder politische Strukturen an die Öffentlichkeit kommen, die hier schon einmal gewesen sind. […] Ich sage nochmals, dass wir in New York das, was hier geschieht, sehr begrüßen und denken, dass es gerade aus dem Grunde gut ist, weil hier im Grunde genommen die alten Werte in neuer Form realisiert werden.“[54]
Brzezinski hatte 1966 in einer Denkschrift Vorschläge für eine „Alternative zur Teilung“ Europas gemacht. In einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk 2001 erklärte der einflussreiche US-Stratege, es sei dem Westen beim „Prager Frühling“ um Propaganda und die „Befürwortung eines inneren Wechsels“ gegangen, „den wir so allmählich fördern konnten. In der Tschechoslowakei ging es unter Dubcek bis zum Jahr 1968 immer schneller voran.“[55] Dieses Argument zählt für Autoren wie Michael Opperskalski und Klaus Kukuk mit zu den signifikanten Belegen, dass es sich bei dem „Prager Frühling“ um eine aktive und von außen gestützte „Konterrevolution“ gehandelt habe. Doch es dürfte eher so sein, wie es der HVA-Analytiker und USA-Experte des DDR-Nachrichtendienstes Klaus Eichner beschreibt: Die Ursachen waren wie vorher und nachher in anderen sozialistischen Ländern die weitgefächerten inneren Probleme des Realsozialismus als Staats- und Gesellschaftsform.
Aber: „Weder Politiker der westlichen Staaten noch die dortigen Geheimdienste ließen sich die Chance entgehen, daraus ‚Nektar zu ziehen‘ und derartige Entwicklungen zu beeinflussen.“[56] Die Angebote kamen von den Prager „Reformern“ bei ihrer Suche nach Unterstützung aus dem Westen, der sich letztlich bloß bedienen brauchte und das bekanntlich auch zur Genüge tat. Ex-DDR-Chefspion Markus Wolf meint dazu im Rückblick: Ohne Veränderungen in Moskau wären Ereignisse wie der „Prager Frühling“ ohne Chance geblieben.
„Hätte in der UdSSR ein Mann an der Spitze umsichtig und konsequent den Weg zu einem reformierten Sozialismus freigemacht und dies schon im Frühjahr 1968, dann wäre ein ähnlicher Wandel auch in anderen sozialistischen Ländern Osteuropas denkbar gewesen. Dies hätte jedoch vorausgesetzt, dass der Westen eine strikte Nichteinmischung praktiziert hätte, aber wer wollte das ernsthaft annehmen?“[57]
Einen interessanten Hinweis auf die tatsächliche westliche Haltung gegenüber den realsozialistischen Staaten auch in der Zeit der Entspannungspolitik liefert Egon Bahr. In seinem Buch „Ostwärts und nichts vergessen“ kommentiert er die Ost- und Entspannungspolitik der SPD ab den 1960er Jahren, die er selbst unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“ mit entworfen und gestaltet hat: „Der damalige DDR-Außenminister Otto Winzer nannte es übrigens ‚Aggression auf Filzlatschen‘. Ich war sauer – weil es nicht ganz falsch war!“[58]
Nach 1989: Siegermentalität statt Entgegenkommen
Historiker wie Stefan Karner erkennen im „Prager Frühling“ 1968 das Vorspiel für die 1989 beginnende Selbstauflösung des Realsozialismus. Denn in dieser Hinsicht hätte der Westen schließlich klargemacht, was er von Reformen im Sozialismus hielt und hält. Alles Entgegenkommen des letzten KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschows, verbunden mit der Hoffnung auf westliche Hilfe, wurde stets nach den Mustern des Kalten Krieges beantwortet. Der Politikwissenschaftlerin Mária Huber zufolge hatte Gorbatschow gehofft, mit zahlreichen entgegenkommenden Schritten wie der einseitigen massiven Abrüstung den Westen dazu zu bewegen, die Demilitarisierung und Transformation der Sowjetwirtschaft zu unterstützen. „Aber weder mit einseitigen Gesten noch mit internationalen Abrüstungsvereinbarungen konnte er die amerikanische Roll-back-Politik überwinden. Von der CIA wurde jeder sowjetische Vorschlag als hinterhältig abgetan“, notiert Huber zutreffend und betont ferner:
„Die USA hatten ihren Führungsanspruch im Umgang mit der UdSSR auf der ganzen Front bekräftigt und in der Regel durchgesetzt. … Bis auf die Bewilligung neuer Kredite für Getreideimporte aus den USA unterschied sich die Politik Washingtons gegenüber Moskaus Kreditwünschen am Ende des Kalten Krieges nicht grundlegend von jener der Truman-Administration zu dessen Beginn.“[59]
Der US-Politologe Noam Chomsky bemerkt 2008 dazu: „Anstatt auf Gorbatschows Bemühungen einzugehen, den Kalten Krieg in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zu beenden, erklärten sich die USA und die Nato bald darauf zu dessen Sieger.“[60] Das zeigte auch die Nato-Osterweiterung mit allen bekannten Folgen bis heute. Ein erfolgreicher „Prager Frühling“ wäre wahrscheinlich ein Vorspiel dafür geworden, auch ohne aktives Zutun der westlichen Geheimdienste.
[1] Bollinger, Stefan: 1968 – Die unverstandene Weichenstellung. Berlin: Dietz 2008.
[2] Bollinger, Stefan: Auch eine Niederlage – Über „1968“ als globales Ereignis, die Chancen und das Versagen der Linken. In: junge Welt vom 25.05.2018, S. 12.
[3] Richta, Radovan und Kollektiv (Hrsg.): Richta-Report – Politische Ökonomie des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main: Makol 1971.
[4] Richta, Radovan und Kollektiv (Hrsg.): Technischer Fortschritt und industrielle Gesellschaft. Frankfurt/ am Main: Makol 1972.
[5] Gräser, Tilo: Was „Prager Frühling“ und „Pariser Mai“ 1968 gemeinsam hatten und was sie trennte. In: Sputniknews vom 04.08.2018 <https://de.sputniknews.com/politik/20180804321825248-prager-fruehling-pariser-mai-vergleich/> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[6] Šik, Ota: Wer will denn heute noch den Mischmasch aus Plan und Markt? In: Die Welt vom 15.11.1990, S. 11.
[7] Gräser, Tilo: Warum der „Prager Frühling“ 1968 ohne Chance war – Ein Zeitzeuge berichtet. In: Sputniknews vom 26.07.2018 <https://de.sputniknews.com/politik/20180726321721051-prager-fruehling-grund/> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[8] Auf einem Foto von Dresden ist Klaus Kukuk als Dolmetscher zwischen Ulbricht und Dubček zu sehen.
[9] Bilak, Vasil: Wir riefen Moskau zu Hilfe – Der „Prager Frühling“ aus der Sicht eines Beteiligten. Berlin: Das Neue Berlin 2006 (= Edition Ost).
[10] Kukuk, Klaus: Nachbetrachtungen. In: ebd., S. 255–272.
[11] Ebd., S. 261.
[12] Mlynář, Zdeněk; Gorbačow, Michail: Reformátoři nebývají šťastni. Prag: Victoria Publishing 1995 [deutsche Ausgabe: Kukuk, Klaus (Hrsg.): Michail Gorbatschow und Zdeněk Mlynář. Gespräche in Wien, Moskau und Prag. Berlin: Verlag am Park 2019].
[13] Kukuk, Nachbetrachtungen. 2006, S. 269.
[14] Gräser, Tilo: Ex-DDR-Reformer Hans Modrow: 1968 ging es um mehr als nur den „Prager Frühling“. In: Sputniknews vom 11.08.2018 <https://de.sputniknews.com/politik/20180811321909284-modrow-ddr-prager-fruehling/> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[15] Gräser, Tilo: Prag 1968: Was Moskau Angst machte und Breschnew Bauchschmerzen bereitete. In: Sputniknews vom 19.08.2018 <https://de.sputniknews.com/politik/20180819322000405-prager-fruehling-regelung/> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[16] Karner, Stefan u. a. (Hrsg.): Prager Frühling – Das internationale Krisenjahr 1968. 2. Bde. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2008.
[17] Schattenberg, Susanne: Leonid Breschnew – Staatsmann und Schauspieler im Schatten Stalins. Eine Biographie. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2017.
[18] Ebd., S. 464.
[19] Strauß, Franz Josef: Die Erinnerungen. München: Siedler 1998, S. 328 ff.
[20] Einen guten Überblick über die internationalen Reaktionen gibt der österreichische Politikwissenschaftler Maximilian Graf in Ders.: Internationale Reaktion auf die Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der ČSSR. Wien: Diplomarbeit 2008 <http://docplayer.org/80692238-Diplomarbeit-titel-der-diplomarbeit-internationale-reaktion-auf-die-intervention-der-warschauer-pakt-staaten-in-der-cssr-1968.html> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[21] Bamford, James: NSA – Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt. München: Wilhelm Goldmann 2002, S. 200 f.
[22] Lackner, Herbert: Operation Urgestein – Sensationelle Akten über den Prager Frühling ausgegraben. In: Profil vom 28.06.2008 <https://www.profil.at/home/operation-urgestein-sensationelle-akten-prager-fruehling-210767> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[23] Tagungsbericht: Der ‚Prager Frühling‘. Das internationale Krisenjahr 1968, 20.08.–22.08.2008 Wien/Graz. In: H-Soz-Kult vom 18.10.2008 <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-2289> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[24] Central Intelligence Agency: CIA Posts More Than 12 Million Pages of CREST Records Online. CIA-Website vom 17.01.2017 <https://www.cia.gov/news-information/press-releases-statements/2017-press-releases-statements/cia-posts-more-than-12-million-pages-of-crest-records-online.html> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[25] Bucan, Strahinja: Revolution, Atomraketen und Fehlurteile: CIA-Akten zur Tschechoslowakei. Radio Praha online vom 23.01.2017 <https://www.radio.cz/de/rubrik/tagesecho/revolution-atomraketen-und-fehlurteile-cia-akten-zur-tschechoslowakei> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[26] Wiegrefe, Klaus: Ahnungslose Spione. In: Der Spiegel 34 (2008) vom 18.08.2008, S. 42–43.
[27] Hilger, Andreas; Müller, Armin: „Das ist kein Gerücht, sondern echt“– Der BND und der „Prager Frühling“ 1968. Marburg 2014. <http://www.uhk-bnd.de/wp-content/uploads/2013/05/UHK_Bd4_online.pdf> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[28] Ebd., S. 113.
[29] Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“, Nr. 9: Der Bundesnachrichtendienst und der „Prager Frühling“ 1968. 2016. <https://multimedia.gsb.bund.de/BND/Importer-Downloads/mfg9bnd.pdf> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[30] Das Material wurde gemeinsam mit dem tschechischen Auslandsnachrichtendienst „Úrad Ceske Republiky pro Zahranicni Styky a Informace“ (ÚZSI – deutsch: Amt der Tschechischen Republik für Auslandsbeziehungen und Information) erarbeitet.
[31] APA: Als die Panzer kamen. In: Der Standard Online vom 12.10.2003 <https://www.derstandard.at/story/1443936/als-die-panzer-kamen> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[32] Tagungsbericht: „Prager Frühling“. 2008 <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-2289> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[33] Das ist u. a. in der von Hilger und Müller verantworteten UHK-Studie „‚Das ist kein Gerücht, sondern echt‘ – Der BND und der ‚Prager Frühling‘ 1968“ nachzulesen (Anm. 29). Hierzu auch Hofmann, Birgit: Der „Prager Frühling“ und der Westen – Frankreich und die Bundesrepublik in der internationalen Krise um die Tschechoslowakei. Göttingen: Wallstein 2015; sowie Wenzke, Rüdiger: Wo stehen unsere Truppen? – NVA und Bundeswehr in der ČSSR-Krise 1968. Berlin: Links 2018.
[34] Steininger, Rolf: Der Kalte Krieg. 6. Aufl. Frankfurt am Main: S. Fischer 2016, S. 36.
[35] Ebd., S. 37.
[36] Hofmann, Birgit: Der „Prager Frühling und der Westen“, Göttingen: Wallstein Verlag 2015, S. 211
[37] Schreiber, Thomas: Der amerikanische Traum von Europa – Von Potsdam bis Bagdad. In: Le Monde diplomatique vom 18.05.2004 <https://www.eurozine.com/der-amerikanische-traum-von-europa/> (Letzter Zugriff am 06.09.2019).
[38] Ebd.
[39] BND: „Prager Frühling“ 1968. 2016, S. 16.
[40] Ebd., S. 43.
[41] Ebd., S. 44.
[42] Ebd., S. 49.
[43] Ebd., S. 50.
[44] Ebd., S. 52.
[45] Lutteroth, Johanna: „Heute kein Dreh wegen Schießereien“. In: Spiegel Online vom 06.03.2015. <https://www.spiegel.de/geschichte/bruecke-von-remagen-sowjet-einmarsch-waehrend-dreharbeiten-a-1021489.html> (Letzter Zugriff am 07.09.2019).
[46] Schmidt: Hans-Jörg: Prages Stasi: Nato wollte 1968 in ČSSR intervenieren. In: Berliner Zeitung Online vom 16.04.1996. <https://www.berliner-zeitung.de/experten-streiten-um-echtheit-der-dokumente-prager-stasi–nato-wollte-1968-in-cssr-intervenieren-17271568> (Letzter Zugriff am 07.09.2019).
[47] Wolf, Markus: Spionagechef im geheimen Krieg – Erinnerungen. München: List 1997.
[48] Ebd., S. 227.
[49] Eichner, Klaus; Dobbert, Andreas: Headquartes Germany – Die US-Geheimdienste in Deutschland. Berlin: „Edition Ost im Verlag Das Neue Berlin 2008, S. 156.
[50] Wolf, Spionagechef. 1997, S. 230.
[51] Thompson, Emily: RFE during the occupation of Chechoslovakia. Radio Free Europe/Radio Liberty Online vom 18.07.2018. <https://pressroom.rferl.org/a/rfe-in-1968/29325749.html> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
[52] Memorandum fort the 303 Committee 27.1.1969. <https://history.state.gov/historicaldocuments/frus1969-76v29/d28> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
[53] Springstein, Hans: NSA-Gate: Wissen und Nichtwissen der Angela Merkel. Blog: Argumente und Fakten 24.07.2013. <http://springstein.blogspot.com/2013/07/nsa-gate-wissen-und-nichtwissen-der.html> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
[54] Neues Deutschland vom 31.08.1968. Nach Opperskalski, Michael: ČSSR 1968 – kein „Prager Frühling“, sondern konterrevolutionärer Winter. <http://offen-siv.kommunistische-geschichte.de/cssr-1968-kein-prager-fruehling-sondern-konterrevolutionaerer-winter/#a47> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
[55] BR Alpha Forum vom 13.02.2001: Dr. Zbigniew Brezinski, Ehemaliger US-Sicherheitsberater im Gespräch mit Dr. Johannes Grotzky. <https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/zbigniew-brzezinski-gespraech100.html> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
[56] Eichner/Dobbert, Headquarters. 2008, S. 165.
[57] Wolf, Spionagechef. 1997, S 232.
[58] Bahr, Egon: Ostwärts und nichts vergessen – Politik zwischen Krieg und Verständigung. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2015, S. 50.
[59] Huber, Mária: Moskau, 11. März 1985 – Die Auflösung des sowjetischen Imperiums. München: dtv 2002, S. 278 f.
[60] Chomsky, Noam: Ein neuer Kalter Krieg? In: Wochenzeitung (WOZ) vom 25.09.2008. <https://www.woz.ch/0839/us-imperialismus-kaukasuskrise/ein-neuer-kalter-krieg> (Letzter Zugriff am 08.09.2019).
Carsten Gansel und Janine Ludwig (Hg.): „1968 – Ost – West — Deutsch-deutsche Kultur-Geschichten“
Okapi Verlag 2021. 530 Seiten; ISBN 978-3-947965-13-7; 52 Euro