MdB Alexander Neu: Skripal-Fall nutzt Westen – Vorwürfe gegen Moskau unlogisch

Der Westen versteht Russlands Geduld gegenüber Provokationen falsch. Davor warnt der Linken-Abgeordnete Alexander Neu gegenüber Sputniknews. Er sieht den Westen auf einem „sehr schlechten Weg“ im Verhältnis zu Russland. Moskau wird sich nicht ewig zurückhalten, befürchtet Neu. Vorwürfe gegen Russland zum Skripal-Fall sieht er ohne Logik.

Es gebe nur eine Menge Spekulationen zu dem mutmaßlichen Mordversuch gegen den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter am 4. März in Großbritannien. Das stellte Alexander Neu, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, am Donnerstag in Berlin gegenüber Sputnik fest. Die angebliche Verantwortung Russlands für den Fall werde aber nicht bewiesen.

Großbritannien und die USA würden „immer wieder mit Vorwürfen kommen, sie aber nicht belegen können – oder nicht belegen wollen“. Doch diese Unterstellungen würden als Fakt behandelt. Das stellte der Abgeordnete am Rand der Festveranstaltung des Deutsch-Russischen Forums im Interview fest. Das sei ein großes Problem, über das geredet werden müsse und zudem auch Gegenaufklärung notwendig sei.

„Der konkrete Fall jetzt in Großbritannien erschließt sich mir nicht in der Logik, welche Interessen Russland damit verfolgen könnte. Man hatte ja acht Jahre Zeit, diesen Menschen zu töten. Warum also eine Woche vor der Wahl? Warum wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft? Damit geht für Russland ein Imageschaden einher, der unermesslich ist. Warum sollte Russland das tun?“

Auf die Frage, wem das nutze, so Neu, sei die Antwort: „Russland nicht!“ Der Fall nutze dagegen „ganz konkret dem Westen“, stellte der Politiker klar. Einige seien unter anderem unglücklich, dass die WM in Russland ausgerichtet wird. Das gelte auch für den voraussichtlichen Sieg Wladimir Putins bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag. „Wenn man dann noch mal einen globalen Imageschaden produzieren kann, ist das sicherlich im Nutzen von den USA und ihren Verbündeten.“

„Wir sind auf sehr schlechtem Weg“

Der Linken-Abgeordnete hob hervor:

„Die Situation mit dem Ultimatum der britischen an die russische Regierung erinnert doch sehr an dieses Ultimatum der K-und-K-Monarchie an Serbien 1914. Was daraus geworden ist, vier Wochen später, wissen wir: Vier Jahre grausamer Krieg. Ich will nicht sagen, dass es jetzt so weit geht. Aber es kommt ein Mosaiksteinchen zum anderen, seit Jahren.“

Die Frage sei, wann eine Linie überschritten werde, wo der Knoten platze und es zum Krieg komme. „Wir sind auf einem sehr schlechten Weg“, warnte Neu.

„Es wird nicht morgen Krieg geben. Aber es kann in ein, zwei Jahren passieren, dass eine Sprachlosigkeit vorherrscht und dann Waffen sprechen.“

Aus seiner Sicht geht der Westen davon aus, dass Russland immer wieder nachgibt. Er habe das auch schon in politischen Gesprächen gehört, dass davon ausgegangen wird, dass Russland nicht reagiere. Moskau halte sich sehr zurück, aber:

„Die Frage ist, wann ein Punkt erreicht ist, an dem Russland gesichtswahrend sich nicht mehr zurückziehen kann. Ich glaube, das wird im Westen unterschätzt.“