Die Angst der Deutschen vor Terror und Gewaltkriminalität ist weiter auf einem hohen Niveau. Das hat der „Sicherheitsreport 2018“ ermittelt. Insgesamt machen sich die Bundesbürger aber weniger Sorgen als noch vor zwei Jahren. Sie fordern laut dem Report mehr staatliche Investitionen in die Innere Sicherheit – aber auch in Schulen.
Die Sorgen der Deutschen um die innere Sicherheit gehen langsam zurück. Noch vor zwei Jahren befürchteten 82 Prozent der Bevölkerung, dass sich die Sicherheitslage verschlechtert. Das erklärte die renommierte Meinungsforscherin Renate Köcher am Mittwoch in Berlin. Auch die Angst vor Kriminalität infolge der Zuwanderung sei zurückgegangen, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) gegenüber Sputniknews.
Sie stellte gemeinsam mit Klaus Schweinsberg vom „glh – Centrum für Strategie und höhere Führung“ den gemeinsam erarbeiteten „Sicherheitsreport 2018“ vor. Mit diesem wird seit sieben Jahren versucht, herauszufinden und zu beschreiben, wie sicher sich die Deutschen nach innen und außen fühlen. Für die neueste Ausgabe wurden im Januar mehr als 1200 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt.
Lieber Schutz vor Terror statt Datenschutz
Die Angst der Deutschen vor Terror und vor Gewaltverbrechen sei weiterhin „auf sehr hohem Niveau“, hob Köcher hervor. Derzeit würden etwa 36 Prozent befürchten, selbst Opfer eines Terroranschlages hierzulande zu werden. Vor zwei Jahren hätte das noch fast die Hälfte der Befragten angegeben. Die Meinungsforscherin erklärte das im Interview zum einen mit den Medienberichten über spektakuläre Terroranschläge in Europa wie den im Dezember 2016 in Berlin. Zum anderen bedrohe ein solcher möglicher Anschlag an einem öffentlichen Ort gewissermaßen alle.
Zur Angst vor dem Terror gehöre, dass die unkontrollierte Zuwanderung ab Herbst 2015 die Bevölkerung stark verunsichert habe. Infolgedessen wären alle anderen Sorgen in den Hintergrund getreten. Im Laufe des Jahres 2016 sei diese Sorge wieder zurückgegangen. Die Mehrheit der Bundesbürger erwarte für die Zukunft, dass das Terror-Risiko zunimmt, heißt es in dem Sicherheitsreport. Entsprechend hoch sei auch die Bereitschaft der Bevölkerung, dem Staat zu erlauben, zur Terror- und Gefahren-Abwehr die eigenen Rechte einzuschränken und auf private Daten zuzugreifen. Dem Report zufolge stimmen 86 Prozent der Bundesbürger zu, dass staatliche Behörden mit richterlicher Genehmigung auf persönliche Daten auf Computern und Handys zugreifen dürfen.
Ostdeutsche haben mehr Ängste als Westdeutsche
Köcher erläuterte, dass das Bedrohungsgefühl der Menschen von bestimmten Delikten bestimmt werde. Sie nannte das Beispiel der Angst, Opfer eines Einbruches oder Diebstahls zu werden. Das mache zwar immer noch etwa einem Viertel der Befragten große Sorgen, allerdings nach 34 Prozent vor einem Jahr. Insgesamt zeige sich in Städten und in Ostdeutschland ein „höheres Angstniveau“ als auf dem Land und in den westlichen Bundesländern.
Die Meinungsforscherin wies auf Sputnik-Nachfrage darauf hin, dass sich das mit der Kriminalitätsstatistik decke. Es habe über mehrere Jahre eine Zunahme der Zahl von Einbruchdiebstählen gegeben. Die Zahl der Betroffenen sei dadurch gestiegen: „Auf immerhin zehn Prozent der Bevölkerung. Und 30 Prozent sagen, dass in ihrem Bekannten- oder Verwandtenkreis jemand betroffen war.“ Lange Zeit habe die Politik nicht gesehen, meinte Köcher dazu, dass diese Form der Kriminalität große Unruhe auslöse.
Staat soll mehr investieren
Die große Mehrheit der Bevölkerung finde „unzureichend“, was der Staat bisher gegen Kriminalität und Terror macht. Es würden „erhebliche“ Investitionen in die Innere Sicherheit gefordert, gab die Meinungsforscherin die Ergebnisse des Sicherheitsreports wieder. In diesem sind der Datenschutz im Internet und der Schutz vor Terroranschlägen und Gewaltverbrechen als dringendste Felder für mehr Ausgaben genannt. Zugleich stimme eine große Mehrheit zu, dass mehr Geld notwendig sei, um die Polizei besser auszustatten.
Köcher zeigte sich jedoch überrascht, dass eine große Mehrheit es ablehnt, privaten Sicherheitsdiensten mehr Aufgaben zu übergeben. Diese würden immer weniger akzeptiert, was sich an sinkenden Zustimmungswerten von 64 Prozent im Jahr 1992 auf derzeit 44 Prozent zeigt.
Sorgen vor zukünftigen Risiken
Nicht nur harte Gefahren wie Kriminalität und Terror sind Thema des „Sicherheitsreports“. Er widmet sich auch sozialen Sorgen und Ängsten der Bundesbürger. So würden die Ängste um die eigene wirtschaftliche Situation weiter deutlich zurückgehen, sagte die Allensbach-Geschäftsführerin. Nur noch ein Drittel der Befragten gab an, einen Einkommensverlust zu befürchten (2013: 48 Prozent). Arbeitslosigkeit bereitet dem Report zufolge nur noch 15 Prozent Sorgen (2013: 25 Prozent).
Allerdings erwarten die Bundesbürger mit Blick in die Zukunft zunehmende Risiken, so bei der Altersarmut (77 Prozent), Naturkatastrophen (74 Prozent) und beim Missbrauch von persönlichen Daten durch Unternehmen (71 Prozent). Drohende Terroranschläge sind auf Platz Vier zu finden (69 Prozent), noch vor der Angst vor Pflegebedürftigkeit im Alter (68 Prozent). Auch bei der Frage danach, welche staatlichen Investitionen die Deutschen für wichtig halten, steht die Polizei erst an vierter Stelle (69 Prozent), nach der Ausstattung von Schulen (76 Prozent), der Unterstützung von Familien mit Kindern (72 Prozent) sowie dem Gesundheitswesen (70 Prozent).