Wissenswertes 10: Wann das Kapital seine Scheu verliert

Karl Marx hat in „Das Kapital“ Band 1 in einer Fußnote eine bemerkenswerte Erkenntnis des britischen Gewerkschaftsfunktionärs Thomas J. Dunning (1799–1873) zitiert, die bis heute Bestand haben dürfte. Es sind nicht viele, dafür aber prägnante Worte, die beschreiben, wovor das Kapital Scheu hat und wann es diese ablegt und rücksichtslos seinen Interessen folgt.

„‚Kapital‘, sagt der Quarterly Reviewer, ‚flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur‘. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.“ (T.J. Dunning, l.c.p. 35, 36.)

Aus: Karl Marx: „Das Kapital“, Band 1 (MEW Bd.23, S. 788, Fußnote 250)

Siehe auch: http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_741.htm#M250

Mehr zum Hintergrund hier: https://das-blaettchen.de/2020/09/300-prozent-und-es-existiert-kein-verbrechendas-es-nicht-riskiert-%E2%80%A6-54233.html