Der Mediziner und Epidemiologe Wolfgang Wodarg kritisiert die Anti-Corona-Maßnahmen und hat frühzeitig vor Panikmache im Zusammenhang mit dem Virus Sars-Cov 2 und den Folgen gewarnt. Er unterstützt die Arbeit des juristischen Corona-Ausschusses als fachlicher Berater. Bei der Pressekonferenz am Freitag zum Ausschuss beantwortete er Fragen.
Herr Dr. Wodarg, Sie haben frühzeitig vor Panikmache im Zusammenhang mit dem neuen Virus Sars Cov-2 gewarnt. Warum? Wie schätzen Sie die Lage heute ein?
Ich beobachte seit 40 Jahren regelmäßig das Geschehen in der Grippe-Saison. Das heißt, ich versuche immer von meiner beruflichen Herkunft und von meiner Ausbildung her einzuschätzen, wie es denn dieses Jahr wohl so wird. Ich gucke mir regelmäßig die Daten des Robert-Koch-Institutes an, die Daten anderer internationaler Institute an. Das habe ich dieses Jahr auch gemacht. Und als ich dann gelesen und habe, was dort in China uns gezeigt wurde, bin ich natürlich wieder misstrauisch geworden, weil ich weiß, dass die Erreger und die von ihnen als Wirte benötigten Menschen ein bestimmtes Verhältnis zueinander haben und dass es Rückkopplungsprozesse gibt, die dieses Erreger-Wirt-Verhältnis stabilisieren. Da müsste sich auch in den Lebensverhältnissen sehr viel ändern, wenn diese Symbiose entgleisen sollte. Wir haben z.B. seit vielen Jahren in der Nahrungsmittelindustrie die Massentierhaltung. Die Massentierhaltung ist so etwas Neues für die Viren und auch für alle, die damit zu tun haben. Daraus entsteht natürlich eine neue Infektionsdynamik – aber nur für den Bereich der Massentierhaltung.
Es gibt die sogenannten Zoonosen, das heißt, wenn Menschen sehr stark diesen tierischen Viren ausgesetzt werden, können diese überspringen – da reicht nicht ein Markt in China, sondern das ist eine Riesenhalle voller Schweine, eine Riesenhalle voller Hühner. Wenn da Viren sich vermehren, dann können auch Menschen mal krank werden. Das ist eine Frage der Erreger-Menge. Aber das sind Zoonosen. Bei der Vogelgrippe war das so. Wir haben da aber nicht mehr als einige hundert Fälle bisher.
Diese Phantasie der Virologen, dass sich die Viren so ändern, dass sie Millionen von Menschen töten können, ist ökologischer Blödsinn. Das werden die Viren nicht tun. Denn die Viren brauchen, dass wir überleben, damit sie sich vermehren können. Aber wenn man Virologe ist, guckt man auf Moleküle und nicht auf die Ökologie.
Nun sagen die Vertreter und Begründer dieser Eindämmungsmaßnahmen: Wir müssen das machen, weil das ein ganz neues Virus ist, das noch keiner vorher kannte. Die Virologin Karin Mölling sagte im Interview, dass das Virus vielleicht schon länger da ist, dass bloß jetzt erst nach ihm geguckt wurde. Sie haben ja auf ähnliche Hinweise aufmerksam gemacht. Inzwischen gibt es Studien, die sagen, in Barcelona und anderen Orten gab es das vielleicht schon vorher.
Wissen Sie, die Viren ändern sich ja dauernd. Wir Menschen vermehren uns und unsere Kinder sehen anders aus als wir. Das ist bei den Viren auch so. Bei den Viren gibt es viele genetische Veränderungen. Seit Wuhan gibt es mehrere hundert genetische Veränderungen allein beim Corona-Virus. Das heißt, es gibt bestimmte Teile, daran erkennt man ein Corona-Virus. Das heißt, diese Art hat bestimmte Gemeinsamkeiten. Jetzt kommt es immer darauf an, wovon man spricht, von welchen Gemeinsamkeiten, und ob sie gesundheitlich relevant sind. Eine zweite Frage: Wenn wir jetzt nach Viren gucken und sie suchen, dann suchen wir nach bestimmten Besonderheiten an ihrer Oberfläche oder in ihrem Inneren. Das heißt, wir gucken bestimmte Merkmale an, nach denen wir suchen. Wenn wir etwas messen, was schon Viren haben, die es früher gab, dann finden wir auch frühere Viren damit. Wenn Forscher ein Merkmal analysieren, was ihnen ganz neu erscheint, dann kann es sein – wie das jetzt in Wuhan passiert ist –, dass sie sich etwas ausgesucht haben, was doch nicht so neu ist, weil es bei anderen Viren schon da war, die sie nur noch nicht kannten. Das heißt, es gibt mehr Viren als die, die in der Datenbank sind.
Würden Sie die tatsächliche Lage, der Rückgang der Infektionen, der sogenannten Fallzahlen, die nicht ausgelastete Zahl der Intensivbetten als Bestätigung Ihrer Warnung vor der Panikmache sehen?
Wissen Sie, es gibt Krankheitsprozesse, es gibt Versorgungsstrategien, es gibt finanzielle Anreize für das Verhalten von Ärzten und von Krankenhäusern. Also es gibt so viel Faktoren, die da eine Rolle spielen bei dem, was letztlich passiert. Wenn ich weiß, dass die Krankenhäuser für ein leerstehendes Bett 560 Euro pro Tag bekommen, oder 50.000 Euro für jedes neue Intensivbett, dann ist das natürlich ein Riesenfehlanreiz. Dann werden da Betten hingestellt, dann werden die Mitarbeiter auf Kurzarbeit geschickt und die Betten stehen leer. Da meckert keiner, der davon profitiert.
Da hat es Fehlanreize gegeben und Fehlentwicklungen, die mit der Krankheit überhaupt nichts zu tun haben. Wenn man sieht, dass deshalb andere Leute nicht behandelt wurden, dass Menschen mit Schmerzkrankheiten oder mit Krebs nicht zur Kontrolle kamen und dass da Dinge passiert sind, die zusätzliche Komplikationen hervorgerufen haben, dann kann man mit Recht böse werden. Dann ist das eine sträfliche Fehlversorgung. Dann ist da falsch entschieden worden und das hat Schaden für die Leute bedeutet.
Ich denke, dass es einfach völlig unangemessen war, was wir erlebt haben, dass die Politik versagt hat. Und dass die Fehlanreize gesetzt wurden und dass solche Kollateralschäden in Kauf genommen hat. Ich habe keinen Grund gesehen, weshalb wir mehr Intensivbetten brauchen. Zum Beispiel 2017/18, als wir eine starke Grippe-Welle hatten, hat unser Gesundheitssystem das auch weggesteckt. Das Gesundheitssystem in Italien allerdings damals schon nicht. 2018 gab es hier keine Panik, da haben die Leute keine Angst gehabt. Da ist nicht das Pflegepersonal weggelaufen, das aus Osteuropa in Italien oder bei uns gearbeitet hat. Das heißt, beim Lockdown haben wir so viele Entwicklungen gleichzeitig, die dazu geführt haben, dass die Versorgung schlechter wurde. Diese Kollateralschäden dieser Panik sind gewaltig. Was wir an den Sterblichkeitskurven oder an der Entwicklung der Mortalität in den einzelnen Ländern beobachten, das hat mit Viren nichts zu tun, sondern das hat was mit der Reaktion auf diese Panik zu tun.
Sie haben als Bundestagsabgeordneter das Geschehen um die Schweinegrippe 2009 und die gescheiterten Impfungen dagegen miterlebt. Sie haben später einen offiziellen Untersuchungsausschuss dazu anregen können. Gibt es irgendwelche Parallelen zwischen den Ereignissen?
Ich war in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates der Vorsitzende des Unterausschusses für Gesundheit. Und ich habe den Untersuchungsausschuss dann beantragt, habe ihn geplant und ihn auch begleitet. In diesem Untersuchungsausschuss haben wir uns vor allem mit der Rolle der WHO bei der sogenannten Pandemic preparedness, der Vorbereitung auf eine Pandemie, beschäftigt. Schon seit der Vogelgrippe und seit SARS hat man sich bei der WHO Gedanken gemacht hat, was nötig wäre, wenn da tatsächlich eine ernste Infektion sich ausbreiten würde.
Das ist von Anfang an sehr stark von der Impfstoff-Industrie gesponsert worden. Da waren immer schon Bill Gates und diejenigen dabei, die auch ein gutes Geschäft gewittert haben. Denken Sie nur an Tamiflu, denken Sie an diese Milliarden, die da aus dem Fenster geschmissen wurden. Das habe ich damals schon gesehen und habe damals bei der Schweinegrippe erkannt, dass es keine besondere Grippe war. Das war eine Grippe wie alle anderen.
Und ich habe gesehen, was in Mexiko abging, wie man das aufgebauscht hat, so ähnlich wie in Wuhan jetzt. Das sind immer die gleichen Tricks, die inszeniert werden. Dafür werden wie in Mexiko Firmen angeheuert. In China hat das vielleicht der Staat gemacht, aber der hat auch davon profitiert. China hat im Frühjahr günstig Erdöl und Ressourcen kaufen können. China hat sich gut mit billigem Öl versorgt, weil die Wirtschaft woanders überall zusammengebrochen ist. Die Chinesen haben ihre Vorteile genutzt.
Welche Interessen stecken auf der anderen Seite hinter diesem Vorgehen, hinter der Pandemie, auch hinter der Kontrolle der Menschen?
Es gibt seit etwa zehn Jahren eine konzertierte Bemühung der Arzneimittelindustrie um persönliche Patientendaten. Das geht alles unter dem Etikett „Individualisierte Medizin“. Das ist natürlich auch ein Geschäftsmodell, denn wenn sie Medizin individualisieren, dann wird es wie in der Homöopathie. In der individualisierten Medizin individualisiert man molekular und in der Homöopathie durch eine intensive Anamnese. In beiden Fällen kann niemand evidenzbasiert einen Nutzen nachweisen, weil eben keine randomisierten Doppelblind-Studien möglich sind. Es sind individuelle Entscheidungen, die nicht verallgemeinert werden können.
Die Pharma-Industrie hat somit ein großes Interesse daran, weil sie uns dann alles verkaufen kann. Außerdem wird sichtbar, welche Menschen möglicherweise gesundheitliche Risiken haben. Wer die Daten hat, kann den Betroffenen Angst machen, kann ihnen einreden, dass sie in Gefahr sind: Oh, wir haben gesehen, Sie haben schlechte Gene und haben deshalb ein Risiko hierfür und dafür – und wir haben da was.
Sodass der Abstrich, der beim Test gemacht wird, denjenigen, die ihn machen, mehr bringen kann?
Die Abstriche dürfen nur für den Zweck gemacht werden, für den sie entnommen werden, also nur für diese Corona-Diagnostik. Aber die Abstriche werden nicht vom Staat gemacht, sondern von privaten Unternehmen. Da frage ich den Datenschützer: Wie ist es sichergestellt, dass die privaten Unternehmen diese genetischen Daten nicht sequenzieren und missbrauchen und verkaufen? Die sind sehr teuer. Die Bundesregierung hat gerade im Januar dieses Jahres komischerweise unterschrieben, dass sie dem Eine-Million-Genom-Programm der Europäischen Union beitritt. Und jetzt lässt sie unser Genom – ob gewollt oder nicht – bei jedem Rachenabstrich einsammeln.
Da werden die genetischen Daten mit der Adresse eingesammelt, so dass das immer zuordenbar ist …
Wenn sie den Test vornehmen, müssen sie natürlich wissen, von wem, denn sie wollen Infizierte ja ggf. in Quarantäne setzen. Natürlich haben die dann alle persönlichen Daten und sie haben Zugriff auf das ganze Genom. Das passt dann prima in die elektronische Patientenakte. Herr Leyck Dieken, der Chef der Gematik, hat das schon in einem Interview mal sehr offen angekündigt: Wir werden legale Wege finden, dass auch die genetischen Daten, die biologischen Details der Menschen in diese elektronische Patientenakte kommen. Dieses Eine-Million-Genom-Programm ist so ein Ansatz. Das geht alles in die Richtung. Das ist erklärtes Ziel der Arzneimittelindustrie, individualisierte Medizin auf der Basis von sehr, sehr großen Mengen von genetischen Daten zu entwickeln.
Nochmal zu Ihrer Erfahrung mit dem Ausschuss zur Schweinegrippe in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates: Wie schwer ist so etwas aufzuklären, solche Zusammenhänge, Hintergründe und auch ökonomischen Interessen?
Das kommt darauf an, wer da aufklärt. Wenn Sie ein Recht haben, aufzuklären, und wenn Sie ein Recht haben auf Informationsfreiheit, wo Ihnen niemand ausweichen kann, wenn Sie z.B. hartnäckiger investigativer Journalist sind, dem man antworten muss oder sich eben blamiert, wenn man es nicht macht, dann haben Sie mehr Power als irgendeine zivile Organisation oder irgendein Verein.
Was wir brauchen, ist, dass Gerichte sich dieser Sache annehmen. Was der Corona Ausschuss machen kann, ist, Material zu sammeln, damit Ansätze für gerichtliche und rechtliche Schritte zur Verfügung stehen, damit Betroffene und deren Anwälte mit der richtigen Fragestellung an die Gerichte herantreten können, damit diese dann weitere Beweise erheben.
Warum gibt es in Deutschland derzeit keine politischen Initiativen für einen Untersuchungsausschuss angesichts der massiven Folgen der Pandemie?
Dafür bin kein Spezialist …
… aber als ehemaliger Politiker.
Ich sehe mit großem Schrecken, dass das, was die Demokratie auszeichnet, derzeit nicht funktioniert. Wir haben keine richtige Opposition. Die AfD nehme ich nicht ernst, weil sie das Thema aus machttaktischen Gründen missbraucht. Die hätten sich dann früher schon mal um solche Themen kümmern können. Ich denke, es ist im Moment so, dass sich offenbar diejenigen, die als Politiker nach Macht streben, sich derzeit nichts davon versprechen, hier nachzubohren. Wenn eine Partei jetzt mit besonnenen und kritischen Fragen Vernunft unter die politischen Panikmacher bringen würde, dann würden sie viele Stimmen sammeln können. Deshalb müssen wir die Bevölkerung dazu bringen, dass die das von Politikern verlangen.
In welcher Form unterstützen Sie den Ausschuss?
Ich berate ihn und stehe zur Verfügung, wenn es da um Fragen geht, die ich beantworten kann.
Dr. Wolfgang Wodarg (Jahrgang 1947) ist Internist-Lungenarzt, Hygieniker und Epidemiologe. Er ist seit langem in der Antikorruptionsarbeit tätig, mit besonderen Schwerpunkten „Korruption im Gesundheitswesen“ und „Institutionelle Korruption“. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete (1994 – 2009) ist Ehrenmitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, wo er Leiter des Gesundheitsausschusses und stellvertretender Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion war. Er war Initiator und Sprecher der Enquete-Kommission „Ethik und Recht der modernen Medizin“, Autor und Hochschuldozent. Seine europäischen Initiativen und Berichte brachten u.a. wichtige Themen wie „Gefälschte Pandemie“ – Korruption bei der WHO, die Rolle von Medien für Demokratie, Palliativmedizin, Gentests und GMOs (Entwicklung der grünen Gentechnik in den Staaten des Europarates) oder private Militärunternehmen (Gefährdung des staatlichen Gewaltmonopols) auf die politische Agenda. 2009/2010 war er Initiator der Untersuchungen des Europarates zur Schweinegrippe (H1N1-„Fake Pandemic“).