Superlative und Flugakrobatik neben viel Militär: Impressionen von der ILA 2018

Die weltgrößten Flugzeuge neben den weltkleinsten – sie sind seit Mittwoch in Berlin-Schönefeld zu bewundern. Bei dem Überhang an Kriegs- und Militärmaschinen geht die zivile Luftfahrt etwas unter. Zu dem Eindruck hat auch Kanzlerin Angela Merkel beigetragen, die am Mittwoch die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung „ILA“ 2018 eröffnet hat.

Die diesjährige Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung „ILA Berlin“ bietet einige Superlative: Das größte Passagierflugzeug der Welt, die Airbus A380. Das weltgrößte Transportflugzeug, die Antonow An-225 „Mrija“. Das weltweit meistgebaute Flugzeug, die Iljuschin Il-2 „Schturmovik“. Und eines der kleinsten Flugzeuge, mit dem Menschen fliegen können. Außerdem wird erstmals in Deutschland das japanische Seeüberwachungsflugzeug vom Typ Kawasaki P-1 gezeigt. Ebenso der modernste US-Kampfjet Lockheed Martin F-35.

Die Veranstalter rechnen mit insgesamt 150.000 Besuchern der am Mittwoch eröffneten und noch bis Sonntag laufenden Messe. Neben den zahlreichen Flugzeugen am Boden und in der Luft wird die Veranstaltung von zahlreichen Ständen von etwa 1100 Firmen und Institutionen der Luft- und Raumfahrtbranche aus 41 Ländern geprägt.

Deutsch-französische Militärschau

Die ILA 2018 ist erstmals offiziell eine gemeinsame deutsch-französische Veranstaltung. Wie stark sie auf die militärische Seite der Luftfahrt ausgerichtet ist, zeigte sich, als Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch die Messe offiziell eröffnete. Das geschah nicht nur in der Halle, in der das „Military Support Center“ mit zahlreichen Ständen von Rüstungsfirmen aus aller Welt zu finden ist. Merkel stand für ihre kurze Eröffnungsrede zusammen mit Klaus Richter, Präsident des Bundesverbandes der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), vor einem Militärhubschrauber des Typs NH90. Das wirkte wie ein Statement in Zeiten zunehmender Aufrüstung und wachsender Konfrontation. Und es passt zur zunehmenden Militarisierung der deutschen Außenpolitik.

Mit einem Zitat des Schriftstellers Jules Verne stellte die Kanzlerin fest: „Was früher utopisch erschien, ist heute Realität.“ Sie verwies unter anderem auf die enge Kooperation mit Frankreich. Die wurde ausgerechnet damit bekräftigt, dass am ersten Tag der ILA das Projekt eines neuen deutsch-französischen Kampfjets als Nachfolger für den „Eurofighter“ verkündet wurde. Sie habe bereits Ergebnisse der Zusammenarbeit bewundern können, meinte Merkel und verwies dabei auf den Militärhubschrauber hinter sich und andere ausgestellte Waffen- und Militärtechnik in der Halle.

Die Zivilluftfahrt erwähnte sie erst nach ihrem Lob darauf, dass Berlin und Paris gemeinsam die „Europäische Verteidigungsunion“ mit Leben erfüllen. Das passt zum äußeren Eindruck der ILA, der weitgehend von Militärmaschinen und -technik geprägt ist. Zwar zeigt der Airbus-Konzern den neuen Passagierjet A350 und gemeinsam mit der Fluggesellschaft „Emirates“ die A380 sowie einige Hubschrauber. Aber neben den Kampfjets wie dem „Eurofighter Typhoon“ in mehreren Exemplaren und dem Militärtransporter A400M werden gleich eine Reihe von militärischen Drohnen gezeigt. Darunter ist die umstrittene waffenfähige „Heron TP“, eine Gemeinschaftsvariante von Airbus und dem israelischen Konzern IAI, für die Berlin eine Milliarde Euro ausgeben will.

Militärische Werbung

Zum Eindruck von der ILA, die auch eine Innovationsmesse sein will und viele kleine Firmen als Aussteller verzeichnet, als Militärschau trägt die Bundeswehr bei. Sie zeigt nicht nur Flugzeuge und andere Militärtechnik am Boden und in der Luft, sondern wirbt für sich mit verschiedenen Ständen – bis hin zur Feldpost. Am ersten Tag war das Zielpublikum noch nicht da, weil die Messe erst am Samstag ihre Tore für Privatbesucher öffnet. Dafür waren zahlreiche Uniformierte zu sehen – auch aus den USA. Deren Militär ist ebenfalls stark vertreten, mit Transportmaschinen wie der Lockheed C-130 „Hercules“ und der Boeing C-17 „Globemaster“, Hubschraubern wie dem Boeing AH-64 „Apache“ und dem Transporthubschrauber CH-53K sowie Kampfjets von der F-15 bis zur F-35.

Zu den Gründen dafür gehört die Suche der Bundeswehr nach einem neuen mittleren Transporthubschrauber und einem Nachfolger für das in die Jahre gekommene Kampfflugzeug „Tornado“. Deshalb zeigen US-Konzerne wie Boeing und Sikorsky mit den Hubschraubern CH-47 „Chinook“ und CH-53K sowie Lockheed Martin mit der F-35 die Maschinen im Flug, die sie den Deutschen anbieten. Allerdings wurde unlängst gemeldet, dass die Bundesregierung als Ersatz für die alten „Tornados“ lieber mehr „Eurofighter Typhoon“ von Airbus anschaffen will, um die europäischen Unternehmen zu stärken.

Russische Raumfahrt

Der Raumfahrt hat die ILA eine eigene Halle gewidmet, in der sich verschiedene Institutionen und Unternehmen aus mehreren Ländern samt ihrer Produkte präsentieren. Dort ist ein großer Gemeinschaftsstand des russischen Staatskonzerns GK Roskosmos mit den dazugehörigen Unternehmen zu finden. Modelle von Raketen und deren Triebwerken, so das RD-180 – übrigens auch an einem ukrainischen Stand –, werden neben zahlreichen Informationen ausgestellt. Ein Modell zeigt die Startanlage für die neue Rakete vom Typ „Angara 5“ auf dem neuen russischen Kosmodrom „Wostotschny“. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt in der Halle unter anderem ein Projekt für ein leises Passagierflugzeug der Zukunft und Entwürfe für wiederverwendbare Raumtransporter.

Wer auf der ILA 2018 keine oder nicht nur Geschäfte macht oder sich einfach nur für Luft- und Raumfahrt interessiert, kann vieles sehen und bestaunen, so das weltgrößte Transportflugzeug Antonow An-225 „Mrija“ (deutsch: Traum), entwickelt und gebaut in der Sowjetunion. Es ist als „Überraschungsgast“ zur ILA nach Berlin gekommen, wie es von der Messe-Pressestelle hieß. Es existiert nur in einem Exemplar und ist für die ukrainische Fluggesellschaft „Antonov Airlines“ als Frachtflugzeug im Einsatz, unter anderem für die Nato. Die sechsstrahlige Maschine kann bis zu 250 Tonnen transportieren und trug in den 1980 Jahren den sowjetischen Raumtransporter „Buran“ auf dem Rücken. Nachdem die „Mrija“ zunächst stillgelegt wurde, ist sie seit 2001 wieder im Einsatz.

Aktive Oldtimer

Ihr Cockpit hat den Charme der robusten Technik der 1980er Jahre. Sie wirkt altertümlich angesichts der auf der ILA gezeigten Hightech und computergesteuerten Flugmaschinen. Der anhaltende Einsatz der An-225 zeigt jedoch, wie funktionstüchtig sie immer noch ist.

Zu den ältesten aktiven Flugzeugtypen gehört der US-Hubschrauber CH-47 „Chinook“, der ebenfalls in Berlin-Schönefeld zu sehen ist. Die neueste Variante des in den frühen 1960er Jahren erstmals gestarteten Transporthubschraubers zeigte die britische Royal Air Force im Flug. Der CH-47 soll bei den US-Streitkräften noch bis 2065 in Dienst bleiben, hieß es am Mittwoch – und würde somit mehr als 100 Jahre in der Luft sein.

Zu den ältesten Maschinen überhaupt auf der diesjährigen ILA gehört neben einer Douglas DC-3 zur Erinnerung an die „Berliner Luftbrücke“ vor 70 Jahren das sowjetische Schlachtflugzeug Iljuschin Il-2 „Schturmovik“, der Typ mit der größten Produktionsstückzahl weltweit. Die angekündigte Flugschau des historischen Flugzeugs mit dem roten Stern an den Tragflächen fiel leider am Mittwoch aufgrund des schlechten Wetters aus. Die Il-2 zählt neben dem Antonow-Transporter und der MiG-29UTI der polnischen Luftwaffe zu den wenigen Maschinen mit gewissermaßen indirekter russischer Herkunft. Aktuelle zivile oder militärische Flugzeuge aus Russland sind auf der ILA nicht zu sehen.

Umfangreiches Programm

Neben dem Riesenflugzeug An-225 stand am Mittwoch mit dem Ultraleichtflugzeug „AutoGyro Cavalon“ eins der kleinsten Geräte, mit dem Menschen abheben können. Auch das größte Passagierflugzeug der Welt, die Airbus A-380, ist offen für Besucher. In der Maschine der „Emirates“ kann die zweigeschossige Passagierkabine bewundert werden, mit ihrer „Economy“-Klasse unten und der Ausstattung oben für besser zahlende Fluggäste – samt Suite und Dusche, Multimedia-Bildschirm und Minibar am Platz.

Zum Programm der ILA zählen neben den Präsentationen am Boden, der Flugschau in der Luft und Politikerauftritten auch Gesprächsrunden, Fachveranstaltungen und Pressekonferenzen der zahlreichen Firmen und Organisationen. Zu ihnen gehört die „Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten der deutschen Luftfahrtgeschichte“ mit einem eigenen Stand – gleich neben der japanischen „Society of Japanese Aerospace Companies (SJAC)“. Besonders sehenswert ist die spanische Kunstflugstaffel „Patrulla Aguila“, die mit ihren sieben C-101 akrobatische Formationen an den Himmel zaubert.