Mit 83 Jahren ist der dänische Schauspieler Morten Grunwald immer noch auf der Bühne aktiv. Vor allem seine Rolle als „Benny“ in 14 Filmen mit der „Olsenbande“ hat ihn auch außerhalb Dänemarks bekannt gemacht. Am Donnerstag hat er in Berlin Fans aus seinem Leben und von seiner Arbeit als Schauspieler erzählt und Fotos und Plakate signiert.
Morten Grunwald kann nicht mehr wie einst als „Benny“ von der „Olsenbande“ beim Laufen hüpfen. Er möchte auch nicht mehr „Mächtig gewaltig!“ ausrufen, nicht auf Deutsch und nicht auf Dänisch. Auf einen Stock gestützt stand der heute 83jährige Schauspieler am Donnerstag in Berlin in der dänischen Botschaft Journalisten Rede und Antwort.
Zuvor hatte Grunwald sich mit der Journalistin Janine Strahl-Oesterreich und Botschaftsmitarbeiter Jesper Schou-Knudsen über sein Schauspieler-Leben als „Benny“, aber auch seine Arbeit im Theater unterhalten. Im Saal des „Felleshus“ (übersetzt „Gemeinschaftshaus“), dem Veranstaltungsort der Botschaften der nordischen Länder, saßen viele Fans. Sie waren vor allem aus Ostdeutschland angereist, unter ihnen die Olsenbanden-Fans aus dem thüringischen Ohrdruf. Sie überreichten Grunwald Fotos von ihren eigenen Auftritten. Ein Jahr zuvor waren sie bereits ganz stilgerecht in die Dänische Botschaft „eingebrochen“.
Dänischer Exportschlager
„Benny“ ist der letzte Lebende der einst dreiköpfigen „Olsenbande“. „Egon“ (Ove Sprogøe) verstarb 2004, „Kjeld“ (Poul Bundgaard) bereits 1998, während der Dreharbeiten zum „(wirklich) allerletzten Streich der Olsenbande“, dem 14. Film mit dem Trio. Dänemarks Botschafter Friis Arne Petersen hatte sich die Zeit genommen, ihn persönlich zu begrüßen und vorzustellen. Anlass war auch das 50-jährige Jubiläum des ersten Streifens über das kauzige, aber liebenswürdige Trio.
Die Filme über die Dreier-Bande aus Dänemark und ihre meist erfolglosen Versuche, durch einen großen Coup reich zu werden, waren besonders in der DDR beliebt und Kult. Sie halfen ab 1968, „unser Heimatland weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen“, so Botschafter Petersen. Egon, Kjeld und Benny, dazu Kjelds Frau Yvonne und sein Sohn Börge, kennen seitdem in ihrer Heimat laut dem Diplomaten Klein und Groß. Zugleich haben die Filme das Bild Dänemarks im Ausland geprägt, stellte Petersen fest – worauf alle Dänen stolz seien. In den heute ostdeutschen Bundesländern haben sie ebenfalls weiter Kultstatus.
Enge Beziehung
Grunwald sagte, es sei für ihn ein Privileg gewesen, Schauspieler zu sein und die Rolle des „Benny“ spielen zu können. Er habe etwas tun können, „was ich wirklich mag“. In der Figur des meist fröhlichen und bei Streit zwischen Egon und Kjeld ausgleichenden Bandenmitgliedes stecke viel von ihm selbst, gestand er. „Wir haben eine ganz enge Beziehung gehabt, aber das war nie so hochtrabend.“ Und: „Ich habe das gemacht, was mein Herz mir gesagt hat“, beschrieb er seine Arbeit als Schauspieler.
Die Grundlage dafür bei den „Olsenbanden“-Filmen sei von Drehbuchautor Henning Bahs und Regisseur Erik Balling gelegt worden. Diese hätten „unterhaltsame und sehr spektakuläre Geschichten“ über das Diebes-Trio entwickelt und geschrieben, erinnerte sich Grundwald. Dazu habe Balling Satire in die Filme hineingebracht, „genau das, was die Dänen mögen“. Mittelmäßige Geschichten würden sie nicht mögen. Zugleich hätten Bahs und Balling Dänemark auf liebenswürdige Weise gezeigt, wie seine Bewohner es kennen – auch als „bürokratisches Inferno“. „Wenn Satire auf diese Art gemacht wird und gelingt, ist es eine schöne Sache.“
Ähnlicher Humor
Für den „Benny“-Darsteller ist das einer der Gründe für den großen Erfolg der Filme in der einstigen DDR. Die Menschen dort hätten einen ähnlichen Sinn für Humor wie seine Landsleute, meinte er. „Komisch“ findet er bis heute, dass sich das einstmals „kapitalistische Ausland“, so die alte Bundesrepublik, nicht so für die „Olsenbande“-Filme interessierte wie die realsozialistischen Länder wie die DDR und Polen. „Die haben nicht so einen guten Geschmack wie die in der DDR gehabt“, antwortete er augenzwinkernd auf eine entsprechende Frage von Strahl-Oesterreich.
Für Grunwald sind die legendären Filme mehr als nur Unterhaltung, hob er hervor. In ihnen würden sich die großen Qualitäten von Drehbuchautor Bahs und Regisseur Bahling als Geschichtenerzähler zeigen. Sie hätten „Gegenwartskunst“ geschaffen, „die so gut erzählt ist, mit so großem Talent, Liebe und Humor, dass sie auch heute noch, 50 Jahre danach, noch völlig aktuell ist und geliebt wird“. Die Geschichten würden von Menschen und dem „absurden Leben“ erzählen. Das hohe Niveau dabei sei mit dem dritten Film erreicht worden, in dem die „Olsenbande“ nach Jütland fährt. Dem gesamten Team der Filme sei es gelungen, es bis zum letzten zu halten, sagte Grunwald.
(Wirklich) Letzte Rolle
Er berichtete ebenfalls über sein Schaffen als Theater-Schauspieler, unter anderem in Stücken von Samuel Beckett, und als Regisseur. „Ich bin immer von guten Geschichten fasziniert“, so seine Antwort auf eine Frage dazu. „Vor der Kamera war es immer wie ein Fisch im Wasser, einfach und unkompliziert“, beschrieb er gegenüber Journalisten den Unterschied. „Am Theater war es immer fordernder für den Körper, einfach anstrengender.“ Im Herbst 2017 hatte er eine Rolle an der Berliner „Volksbühne“ übernommen – „das letzte Mal, das ich auf die Bühne gehe“.
Damals besuchte er unter anderem das ehemalige MfS-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Grunwald hat von dem Staat, in dem „Benny“ zur Kultfigur wurde, keine gute Meinung. Die Filme der „Olsenbande“ hätten den Menschen in der DDR einen Kontrast zu ihrer „grauen und unterdrückten Welt“ und zu dem „schrecklichen Regime“ gezeigt, erklärte er in Berlin. „Ich denke, die Leute lebten dort in einer fürchterlichen Gesellschaft“, antwortete er auf eine Journalisten-Frage. Deshalb seien die Filme für ihre Fans in der DDR „eine Art Abenteuer, ein Traum von einem schönen Land, schönen Landschaften und Gebäuden und lustigen Leuten“ gewesen.
Zeitloses Filmzitat
Den 50. „Geburtstag“ des ersten Filmes mit den drei kleinen Ganoven Egon, der immer einen Plan hatte, Kjeld und Benny, werde er nicht begehen, verriet Grunwald gegenüber Journalisten. Es werde aber eine große Geburtstagszeremonie auf dem Rathausplatz in Kopenhagen geben. „Wir haben einen sehr engagierten Fanclub in Dänemark, so wie hier in der ehemaligen DDR. Sie haben von der Stadt den Platz gemietet und es wird eine große Leinwand geben und dort wird der Film mit der berühmten Uhrenturmszene gezeigt, an dem Tag, an dem er vor 50 Jahren Premiere hatte. Der Fanclub hat auch schon andere Events organisiert, zum Beispiel die berühmte Szene in der Königlichen Oper nachgestellt, vor zwei Jahren, mit zwei ausverkauften Vorstellungen. Fantastisch.“
Übrigens sagt „Benny“ im Original nie „Mächtig gewaltig!“: Auf Dänisch sagt er an den entsprechenden Stellen aus Begeisterung über „Egons“ Pläne „Skide godt!“ – „Scheisse gut!“ auf Deutsch. Das war damals den Verantwortlichen der DDR-Filmfirma Defa, deren Synchron-Fassungen der „Olsenbande“-Filmen bis heute gezeigt werden, weil sie als die Beste gelten, wohl doch etwas zu anrüchig. Ob im dänischen Original oder in der deutschen Fassung – laut Botschafter Petersen ist der Ausspruch zu einem der zeitlosen Filmzitate geworden, die immer wieder erkannt werden.