Warum „Laika“ vor 60 Jahren ins All flog – Goldfische und andere Tiere folgten

Am 3. November vor 60 Jahren flog das erste Lebewesen ins All und umrundete die Erde: Die Hündin „Laika“ in dem Satelliten Sputnik 2. Es war nach dem ersten „Sputnik-Schock“ der zweite künstliche Himmelskörper, der in den Weltraum und den Erdorbit gestartet wurde – wieder durch die Sowjetunion.

Laika“ sollte zu dem Zeitpunkt eigentlich gar nicht fliegen. Darauf machte der Raumfahrtjournalist Gerhard Kowalski im Gespräch mit Sputnik aufmerksam. Nach dem „Sputnik-Schock“, ausgelöst durch den ersten künstlichen Satelliten am 4. Oktober 1957, habe der damalige sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita Chruschtschow einen zweiten Coup nachlegen wollen: Sputnik 2 sollte zu Ehren des 40. Jahrestages der Oktoberrevolution ins All geschickt werden – aber nicht mit einem Lebewesen an Bord. Stattdessen habe Chruschtschow nach dem einfachen „Piep-piep-piep“ von Sputnik 1 die „Internationale“ aus dem All hören wollen.

Doch Chefkonstrukteur Sergej Koroljow habe das dem Parteichef ausreden können, berichtete Raumfahrtjournalist Kowalski, und stattdessen vorgeschlagen, einen Hund an Bord von Sputnik 2 ins All zu schicken. Der Konstrukteur habe mehr wissenschaftlich und weniger politisch gedacht. Er habe noch darauf aufmerksam gemacht, dass nur vier Wochen Zeit für die Vorbereitung blieben und damit klar war, dass der bellende „Kosmonaut“ diesen Flug nicht überleben wird. Die Zeit, ein Lebenserhaltungs- und Rückkehrsystem dafür zu entwickeln, sei zu kurz gewesen.

Die Idee wurde von der Spitze der KPdSU angenommen und „Laika“ anders als in vielen Berichten behauptet nicht monatelang, sondern innerhalb von vier Wochen auf den Flug ins All vorbereitet. Die Sowjetunion habe bereits zuvor seit 1952 Hunde in Höhenraketen an die Grenze zum All geschickt, die dann jeweils per Fallschirm zurückkehrten und meist überlebten, so Kowalski.

Selbst die Optik war wichtig

Die Hündin „Laika“ überlebte ihre Pioniertat nicht. Über ihr Schicksal hat der Raumfahrtjournalist, der mehrere Bücher über den ersten Kosmonauten Juri Gagarin veröffentlichte, ebenfalls in einst geheimen sowjetischen Akten recherchiert. Er bestätigte, dass sie nach offiziellen Angaben bereits kurz nachdem Sputnik 2 den Erdorbit erreichte wahrscheinlich an Überlastung starb. Die für sie extra gebaute Kapsel habe die Hündin nicht ausreichend vor den Belastungen des Fluges schützen können. Berichten über ihren Flug zufolge war von Anfang an daran gedacht, dass sie gegen Ende mit Gift im Futter vor dem Flammentod beim Wiedereintritt des Satelliten in die Erdatmosphäre bewahrt werden sollte.

„Laika“ sei so etwas wie ein „idealer Vorreiter“ als Hunde-Kosmonautin gewesen, meinte der Raumfahrtjournalist. Die Mischlingshündin sei sehr ruhig und sehr strapazierfähig gewesen und habe auch ein „hübsches Gesicht“ gehabt: „Dieser optische Aspekt war ganz gut bedacht.“ Ihr Start vor 60 Jahren sei zwar einer spontanen Idee entsprungen, aber der Flug von Menschen ins All sei planmäßig durch Experimente mit Tieren vorbereitet worden.

Vor dem ersten Kosmonauten Gagarin haben „drei Hunde nachgewiesen, dass ein lebender Organismus geschützt unter Weltraumbedingungen überleben kann“, erinnerte Kowalski. Die Hündinnen „Strelka und „Belka“ folgen 1960 „Laika“ ins All – und kehrten lebend zurück. In deren Raumschiff hätten sich neben einer Test-Puppe noch andere Tiere befunden. „Das war praktisch so eine kleine Arche Noah“, so der Experte.

Affen und Goldfische als Raumflieger

Die USA hatten für solche Tests Affen in Raumschiffe gesetzt, weil diese den Menschen biologisch näher sind. Während die Sowjetunion sich anfangs für Hunde entschied, habe sie später im Rahmen eines Satelliten-Programms ebenfalls Affen in den Kosmos und um die Erde geschickt, berichtete Kowalski. Bei dem ausgeklügelten Programm mit elf „Bion“-Satelliten seit 1973 seien biologische Prozesse unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit erforscht worden. Zu den „Besatzungen“ hätten unter anderem Mäuse und Ratten, Schildkröten, Insekten, Bakterien, Fische, Geckos und andere Tiere gehört, seit 1983 auch Affen. Der letzte Satellit dieses Programms sei 1997 zur Erde zurückgekehrt.

Bis heute werden Tiere für Experimente ins All geschickt (https://www.space.com/20648-animals-in-space-history-infographic.html), derzeit unter anderem zur Internationalen Raumstation (ISS). Selbst Goldfische waren schon unter den tierischen Raumfliegern. China hat das im Rahmen seines Raumfahrtprogramms ebenfalls bereits getan. Selbst der Iran schickte Berichten zufolge 2013 einen Affen ins All. Russland hat 2013 das frühere sowjetische Bio-Satelliten-Programm wieder aufgenommen und den Satelliten „Bion-M1“ gestartet.

Einst hatte sich die DDR neben anderen Ländern am sowjetischen „Bion“-Programm beteiligt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) teilte auf Anfrage mit, dass es „keine Experimente mit Tieren in der Schwerelosigkeit“ durchführe oder plane. Allerdings hatten die bundesdeutschen Forscher sich 2011 am Flug des chinesischen Raumschiffes „Shenzhou-8“ mit dem Experiment „Simbox“ beteiligt. Dabei wurden neben Pflanzen, Bakterien und menschliche Krebszellen auch Kleinsttiere, nämlich Fadenwürmer, für eine Dauer von zweieinhalb Wochen der Schwerelosigkeit und der Strahlung des Weltraums ausgesetzt. Es ging laut DLR um „fundamentale biologische und medizinische Fragestellungen“. Diese Forschung werde durch verschiedene Länder fortgesetzt, meinte Raumfahrtexperte Kowalski.