Vor 60 Jahren hat Sputnik 1, der erste künstliche Erdsatellit, die Erde umkreist. Ein Modell von ihm steht seit Donnerstag im Zentrum einer Ausstellung in Berlin. Die zeigt im „Russischen Haus“ Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Raumfahrt, die am 4. Oktober 1957 begann.
„Was diesen Sputnik betrifft, so kann ich mich sehr gut an dieses Piepen im Original erinnern“, berichtete Sigmund Jähn am Donnerstag im „Russischen Haus“ in Berlin. Der einzige „DDR-Fliegerkosmonaut“, der am 26. August 1978 mit dem Raumschiff Sojus 31 in All gestartet war, eröffnete die Ausstellung „#SPUTNIK60“ gemeinsam mit Vertretern der russischen Botschaft, der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos und dem russischen Kosmonauten Andrej Borissenko.
„Man muss heute nur alt genug sein, um dieses Erlebnis, diesen Schritt auf dem Weg in den Weltraum persönlich gesehen und gehört zu haben“, so der heute 80-jährige Jähn. Er sei damals, am 4. Oktober 1957, Flugschüler der DDR-Armee NVA auf einem Jagdflugzeug vom sowjetischen Typ MiG-15 gewesen. Damals habe er nicht daran gedacht, „dass der Sputnik als Vorläufer für meine Raumfahrerausbildung zu werten ist.“
Es sei aber ein gutes Zeichen für ihn gewesen: Eine Schulsternwarte in Rodewisch in seiner Heimatregion Vogtland (Sachsen) habe das „Piep-piep-piep“ von Sputnik 1 aufgefangen und den Flugweg des Satelliten aufgezeichnet. Das sei nach Moskau weitergeleitet worden, wo es „zufällig in die richtigen Hände geraten“ sei. Darauf seien die Hobby-Astronomen von Rodewisch „damals sehr stolz gewesen“, berichtete Jähn, „vor allen Dingen auch, als ich aus der nächsten Umgebung diesem Sputnik folgend in den Weltraum flog.“
Der Kosmos – mehr als nur Zahlen und Eisen im Orbit
Kosmonaut Borissenko gehört zur Generation nach Jähn und könnte mit seinen 53 Jahren vom Alter her Sohn des ersten deutschen Raumfahrers sein. Er startete bisher zweimal ins All, 2011 und 2016, und hielt sich jeweils fast ein halbes Jahr lang in der internationalen Raumstation ISS auf. Als die beiden Kosmonauten bei der Ausstellungseröffnung in Berlin nebeneinander standen, sahen sie sich auch ein wenig ähnlich.
Der Kosmos – das seien nicht nur Zahlen oder „Eisenstücke“, die die Erde umkreisen, betonte Borissenko. Das bedeute auch „unbeschreibliche Emotionen, die jeder, der sich im All aufhält, dort empfindet“. Auf der Raumstation ISS habe ihn besonders der Anblick „unseres schönen Planeten“ beeindruckt. Beeindruckend sei aber auch die Entwicklung vom 58 Zentimeter kleinen Sputnik hin zur mehrere Fußballfelder großen ISS.
Eine App für den virtuellen Flug ins All
Leider hätten bisher nur wenige Menschen die „kleine Erde“ aus dem All sehen können. Um mehr Menschen den Aufenthalt im All und die Eindrücke dabei näher zu bringen habe Roskosmos zusammen mit dem Raumfahrtunternehmen Energija und dem Sender RT eine multimediale Kampagne „первый в космосе 60“ („Erster im Kosmos 60“) gestartet, so der Kosmonaut. Dazu gehöre eine App für Smartphones und für iPhones. Auch die Ausstellung, die in insgesamt zehn Ländern gezeigt werde, zähle dazu. Bei deren Eröffnung lud Borissenko dazu ein, mit einer VR-Brille nachzuerleben, was die Kosmonauten aus dem All sehen.
Auf acht Tafeln, wie in einem Orbit um das vergrößerte Sputnik-Modell angeordnet, gibt es bis zum 13. November im „Russischen Haus“ in der Berliner Friedrichstraße Informationen und Fotos aus der Raumfahrt gestern, heute und morgen zu sehen. Dazu zeigt ein Monitor Videos aus dem All, vom Leben in der Raumstation ISS und der Geschichte der Raumfahrt.