„Weltpolitisch katastrophal“: Statisten mit Russisch-Kenntnissen für US-Kriegsübungen gesucht

„Das bedeutet nichts Gutes“ – so reagiert Tobias Pflüger, Vizevorsitzender der Linkspartei, auf eine Stellenanzeige, mit der in Deutschland Statisten für US-Kriegsübungen gesucht werden. Dafür sollen auch Russisch-Kenntnisse mitgebracht werden. Für Pflüger ist es mit Blick auf den NATO-Aufmarsch gegenüber Russland ein „Hinweis darauf, was tatsächlich passiert“.

Die US-Armee sucht für Kriegsübungen in Deutschland Statisten. Das geschieht unter anderem über Stellenausschreibungen auf Websites wie berlin.de. Die Statisten sollen „die Zivilbevölkerung in Krisengebieten“ darstelle. Das interessante Detail dabei: Neben erforderlichen guten Englisch- und Deutschkenntnisse sind für die Interessenten „zusätzlich gute Sprachkenntnisse in Russisch, Polnisch oder Tschechisch … von grossem Vorteil“.

Wer den Job bekommt spielt in einem „realitätsnahes Übungsszenario“ auf dem Manövergelände Hohenfels für die US-Soldaten mit und würde deren „optimale Vorbereitung für deren Auslandsmissionen“ unterstützen. In der Tätigkeitsbeschreibung heißt es:

„Die Teilnehmer spielen kleine Statistenrollen wie z. B. ein Viehzüchter, Ladenbesitzer oder auch der Bürgermeister eines Dorfes in Afghanistan der hin und wieder auch mit den anwesenden U.S. Streitkräften vermittelt und verhandelt.“

Warum die Kriegsschauspieler in einem Afghanistan-Szenario osteuropäische Sprachen können müssen, wird in der Stellenanzeige nicht weiter erklärt. Vielleicht spricht aber bereits die Überschrift der Stellenbeschreibung Klartext, worum es geht: „Russisch – Rollenspieler /innen für NATO Übungen gesucht“.

Die Rollenspiele bei den US-Kriegsübungen sollen jeweils zwei Wochen dauern. Die Termine bekommen die Darsteller erst vier Wochen vorher mitgeteilt. Zum vorgesehen straffen Tagesablauf in Hohenfels gehört laut der Anzeige ein Verbot von Smartphones und Mobilgeräten sowie ein Alkoholverbot. Die Teilnehmer sollen ein Tagessalär zwischen 88 und 120 Euro bekommen. Offiziell sucht eine deutsche Firma die Statisten, die Optronic HR GmbH in Ottobrunn.

Tobias Pflüger, stellvertretender Vorsitzender der Partei Die Linke und in der Friedensbewegung aktiv, sieht einen Zusammenhang zwischen der Stellenanzeige und den zunehmenden westlichen Militäraufmarsch an der russischen Grenze. Das bedeute „nichts Gutes“, sagte er gegenüber Sputniknews. Er bezeichnete es als „weltpolitisch katastrophal“, sollten den Übungen der US-Armee im bayrischen Hohenfels Szenarien eines Krieges gegen Russland zu Grunde liegen. Er sprach von einem „Hinweis darauf, was tatsächlich passiert“. Pflüger kündigte Anfragen der Bundestagsfraktion seiner Partei an die Bundesregierung zu den Hintergründen an. Anlass sei, dass die Stellenanzeige auch auf der Online-Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit, einer offiziellen Bundesbehörde, veröffentlicht wurde.